Re: Kerner wirft Eva Herman aus seiner Sendung
geschrieben von:
Leo, 10.10.07 16:35 |
USA schrieb:
>
> Ich will auch keine Kinder weggeben, halte es aber für völlig
> legitim, wenn auch die Großeltern in die Erziehung mit
> eingebunden sind.
Ich auch, aber meine Frage zielte darauf ab, was Du tust, wenn Dir diese Möglichkeite nicht offensteht. Großeltern können krank werden oder versterben, andere Verwandte stehen nicht jedem zur Verfügung. Du redest Dich noch immer raus: Was tust Du, wenn Deine sorgfältige geplanten Sicherheiten nicht nehr existieren (aus welchem Grund auch immer)? Bleibt dann der Papa doch zu Hause oder ist dann ein Kindergarten plötzlich nicht mehr ganz so "höllenhaft"?
> Wie gesagt, die richtigen Voraussetzungen müssen stimmen, um
> ein Kind zu bekommen, von materieller, organisatorische Seite
> bedeutet das, genügend Finanzen, genügend Raum, genügend
> Verwandte (Großeltern), die mit eingebunden werden können und
> ein positives Umfeld.
Bloß gut, dass nicht alle so denken wie Du, sonst wären die Deutschen tatsächlich schon ausgestorben, wie Frau Herman das für die nächste Zeit befürchtet. Natürlich sollte eine gewisse Sicherheit angestrebt werden, vor allem im Interesse der Kinder, aber wenn jeder erstmal eine Checkliste abarbeitet: großes Haus, geräumiger Garten, mindestens zwei Omas der Nähe, gesichertes Einkommen, unkündbarer Job ... hätten in Deutschland wahrscheinlich bestenfalls noch höhere Beamte mit großem Verwandtschaftskreis und Häuschen im Grünen Kinder.
Ach ja, und was den Vergleich zwischen Omas und Kindergärten angeht: Nein, die würde ich nie in einen Topf werfen. Ich habe in meiner Kindheit jedes Wochenende und fast die ganzen Ferien bei meinen Großeltern verbracht. Und wenn mir irgendetwas geschadet hat, dann diese Zeiten. Meine Oma war ein überängstlicher, weinerlicher Mensch, der mir jeden Kontakt zu anderen Kindern verbot und mich nur auf dem winzigen Hof des Hauses spielen ließ (auf der Dorfstraße kamen ja zwei, drei Autos pro Tag vorbei!). Und mein Opa war lieblos und ungebildet. Ich war sein einziges Enkelkind, und ich war ein Mädchen. Das hat er mir nie verziehen. Schließlich wollte er einen Erben für seinen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Und ein Mädchen war für ihn wie offenbar auch für Dich bestenfalls als Haushaltskraft und Mutter geeignet. Also aus Bauernsicht mal gerade als Lockmittel für einen gescheiten Schwiegersohn von Wert. Meine Mutter konnte sich gegen die Vormacht ihrer Schwiegereltern nicht durchsetzen, und mein Vater fand das (damals, er hat sich inzwischen sehr verändert) völlig normal. Solchen Großeltern (und Familiensinn hatten die beiden alten: Wehe, am Wochenende tanzte nicht die komplette Sippschaft an!) würde ich jede Kita vorziehen ...
Verwandtschaft allein befähigt noch nicht zum guten Erzieher eines Kindes. Das gilt übrigens auch für Mütter. Ich habe gestern eine rauchende, Alkopops trinkende Mutter bei uns im Park gesehen, deren Baby im Kinderwagen sich mindestens eine halbe Stunde die Lunge aus dem Leib gebrüllt hat, ohne dass sich Frau Mama auch nur im Mindesten darum geschert hätte. Und das soll nun das Beste sein, was dem kleinen Zwerg in seiner frühesten Kindheit zustoßen kann?