Re: Kerner wirft Eva Herman aus seiner Sendung
geschrieben von:
Logan5, 10.10.07 01:06 |
"Ich finde, jedes Kind, das zuhause von einem Elternteil, meist der Mutter, erzogen werden kann, kann sich glücklich schätzen und ist wesentlich besser dran als jene, die den ganzen Tag im Hort oder bei Tageseltern verbirngen müssen..."
Da kann ich dir nur absolut recht geben und ich persönlich habe es auch genossen, keine Betreuungseinrichtung besuchen zu müssen und den ganzen Tag zu Hause sein zu können, im Garten oder im benachbarten Wald zu spielen, mir meine Freunde noch selbst aussuchen zu können und meine Mutter als Ansprechpartnerin zu haben.
Ich würde sogar Eva Hermann in so fern Recht geben, dass man Familien generell wieder mehr Wertschätzung entgegen bringen sollte und dass es nicht besonders schön ist und auch nicht gerade für unsere Gesellschaft spricht, dass Kinder heute gerne als nervig und störend betrachtet werden. Die Kinderfeindlichkeit in Deutschland kotzt mich ehrlich gesagt schon lange an!
Das dieses Zitat so aufgebauscht wurde und dass das Ganze allmählich an eine Hexenjagd erinnert, muss meiner Ansicht nach auch nicht sein und ich glaube auch nicht wirklich, dass Frau Hermann in die braune Ecke gehört.
Weiter geht meine Solidarität dann aber auch nicht, denn immerhin war der Vergleich mit der Nazizeit zweifellos unsagbar dämlich und unreflektiert.
Gerade in den von der guten Frau so beschimpften 60ern wurde sehr viel für die Wertschätzung von Kindern und Familien getan. Auch wenn ein Laisse - faire - Stil in der Erziehung sich durchaus berechtigter Kritik aussetzen muss, haben wir dieser Zeit zu verdanken, dass Kinder heute in der Regel sozial - integrativ aufwachsen und nicht mehr autokratisch zum Nichtdenken erzogen werden oder dazu, den rechten Arm zu heben, wenn irgend ein geisteskranker ihnen Arbeit verpricht.
Was Frau Hermann als den Beginn eines Werteverfalls kritisiert, war der Versuch bessere Werte zu schaffen als sie bei der Elterngeneration vieler 68er offensichtlich vorhanden waren.
Abgesehen halte ich es für riesigen Humbug, dass es unbedingt die Frau sein muss, die zu Hause bleibt und für die Kinder sorgt. Vielleicht kennt Eva Hermann einfach die falschen Männer, aber ich kenne genügend Vertreter meines Geschlechts, die sich wunderbar um ihren Nachwuchs kümmern können. Den Quatsch, den diese Frau über Männer los lässt halte ich für mindestens genauso rückständig, wie den Blödsinn über die Frauen, die ihrer Meinung nach wieder an den Herd gehören.
Dass die gesellschaftlichen Lebensentwürfe sich im Wandel befinden und dafür einige Dinge auf der Strecke zu bleiben scheinen, die gut waren - wie die Mama, die immer zu Hause war oder eben, die Freunde, die in der Nachbarschaft wohnten und mit denen man draußen gespielt hat, bevor dieser seltsame Verinselungstrend losging - ist sicher ein Problem und wir müssen eben sehen, wie dem begegnet werden kann. Dazu ist die Rückbesinnung auf das eine oder andere vermutlich nicht unbedingt schlecht, aber einen kompletten Rückschritt in die Steinzeit vorzunehmen, wie Eva Hermann es gerne hätte, halte ich dann doch für den falschen Weg und zu behaupten, im dritten Reich hätten noch Familienwerte geherrscht, die die 68er - Generation zerstört hätte, ist der größte Bockmist, den ich je gehört habe.
Denn mal ganz abgesehen von der damaligen politischen Lage in diesem Verbrecherstaat und den von den Nazis propagierten, soldatenproduktionsorientierten "Familienwerten" wurden bis in die frühen 60er hinein die Frauen unterdrückt, an ihrer Persönlichkeitsentfaltung massiv gehindert, die Kinder verprügelt und zu absolutem, blindem Gehorsam erzogen! Und das möchte Frau Hermann nun gerne wieder haben.
Die hat doch wohl den Schuss nicht gehört, oder?