tonelli schrieb:
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> Sinnentstellende Übersetzungen sind eine nervende
> Sache, aber was mir regelmäßig
> auf die Knolle geht, sind Sätze oder
> Formulierungen, die in der deutschen
> Umgangssprache nie oder kaum vorkommen.
> Ich habe z. B. in meinen ganzen Leben wohl noch
> kein Gespräch geführt, indem ich "Ganz recht"
> als Antwort bekommen habe. Natürlich passt das
> lippensynchronmäßig bestens aufs englische
> "Thats right", sagt aber nu mal keiner in deutsch.
>
> Bei Verhören von Verdächtigen in Krimis, glaub'
> oft, ich hab' mich verhört. Da wird gefragt: "Wie
> ist Ihr Name?" Falsch! Es sollte heißen: "Wie
> heißen Sie?". Oder auch: "Wie ist Ihre Adresse?"
> Auch falsch! "Wo wohnen Sie?" Eben
> umgangsdeutsch.
Kann ich gut nachvollziehen, geht mir genauso. Wenn ich Rohübersetzungen für Synchronstudios mache (die eigentlich eher wörtlich sein sollen), nehme ich in solchen Fällen bewusst die umgangssprachlich übliche Formulierung, um dem Synchronautor wenigstens eine Auswahlmöglichkeit zu geben. Auf die wortwörtliche Lösung kommt er zur Not ja auch selbst, falls er sich trotzdem für die lippensynchrone Version entscheiden will oder muss.
Allerdings hat das Synchrondeutsch durchaus Einfluss auf die Entwicklung der Sprache. Mittlerweile hat man "Wie ist Ihr Name?" schon so oft gehört, dass viele das evtl. schon als normale Umgangssprache wahrnehmen. "Nicht wirklich" wird z.B. mittlerweile ganz selbstverständlich verwendet. Ich sage das auch, allerdings benutze ich es eher ironisch. Im Normalfall würde ich "not really" aber immer noch mit "eigentlich nicht" übersetzen.
> Ganz übel auch so gestelzte Formulierungen wie
> z.B.: " Ich sah, wie er zur Pistole griff!" Sagt
> doch niemand, sowas! "Ich hab gesehen, wie er zur
> Pistole gegriffen hat!", klingt normal.
Ja, da wird es dann allerdings mit der Lippensynchronität extrem schwierig, weil das Perfekt einfach viel länger ist als das Präteritum.
Bei Untertitelungen versucht man normalerweise, das Perfekt zu verwenden, weil es authentischer klingt. Aber manchmal, wenn stark gekürzt werden muss, bleibt auch nur das Präteritum als Notlösung.