Re: 23.06.23: Krämerladen und Supermarkt
geschrieben von:
Wilkie, 24.06.23 09:06 |
Von den 3 behandelten Läden wäre ich nur im Supermarkt einkaufen gegangen.
Der Laden der älteren Frau: zu dunkel, zu muffig, der Film war aber interessant, weil die Ladeneinrichtung wohl noch auf dem Stand der 20er/30er Jahre war, so ergab sich ein Eindruck, wie das Einkaufen vor langer Zeit aussah. Die Frau war offenbar bereits Rentnerin, vermutlich gehörte der Laden ihr, so dass sie ohne Zahlung von Sozialbeiträgen und Miete sich etwas dazu verdienen konnte. Dass dieser Laden im Jahr 1980 unter normalen Bedingen einen Gewinn abgeworfen hätte, kann ich mir nicht vorstellen. Der Renner waren wohl die Waffeln, die haben sowohl der Junge als auch die ältere Kundin gekauft. Allerdings nicht verpackt, nur lose in einem Karton, eigentlich müssten die Waffeln nach 1 bis 2 Tagen vertrocknet sein. Es war auch ein Einblick in die Armut, mit einer Limonade, einer Packung Salzstangen und einer Waffel über Wasser halten, die letzten Groschen zusammensuchen. Die Preise rund, Limo 70 Pfennige, Tüte Salzstangen 40, Waffeln 20 Pfennige.
Der Laden der Königs: Viel zu klein, die Auswahl entsprach sicherlich nur minimalsten Anforderungen, offenbar auch keine Zeitschriften/Comics/Sammelbilder usw., Einkaufen muss ja auch etwas Spaß machen, bisschen Stöbern usw. Die Familie hätte rechtzeitig ein größeres Ladenlokal mieten sollen, das den Größenanforderungen der Einkaufsgenossenschaften wie EDEKA, A&O, VeGe usw. entsprochen hätte. Solche SB-Geschäfte (praktisch Supermärkte im Miniformat) konnten sich auch in den Städten teilweise bis ca. 1990 halten, das hing stark davon ab, wie weit der nächste Supermarkt entfernt war. Ein kleiner EDEKA-Laden und gegenüber ein Supermarkt, das hätte natürlich nicht funktioniert. Schon traurig für die Leute, von morgens bis abends zu arbeiten und dann gibt es in manchen Monaten einen Verlust, weil die Einnahmen die Kosten für Miete usw. nicht decken.
Die Familie hätte sich meiner Meinung nach nach einem Gewinn abwerfenden größeren Laden auf dem Land bzw. in einem Vorort von München umsehen sollen anstatt zum Arbeitsamt zu gehen.
Der Bericht von 1972 über Supermärkte hat nicht viel an Aktualität eingebüßt. Was die Zunahme an Sorten angeht (im Film als Beispiel 10 KRAFT-Kuchenmischungen statt anfangs 3), ist nach meiner Einschätzung außer bei Süßigkeiten/Schokolade/Chips aber längst eine Wende erreicht. Je nach Ladengröße weiß man heute ganz genau, welche Produkte und Sorten laufen und welche nicht, KRAFT hat z. B. einige Kuchenmischungen wieder aus dem Sortiment genommen (z. B. Nusskuchen), weil sich diese nicht gut verkauften. Selbst größere REWE-Märkte führen oft nur wenige Marmelade-Sorten und meist nur ein Markenprodukt und eine Eigenmarke.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.06.23 09:19.