Re: Warum ist die DDR so scheiße in Filmen und Serien?
seventy schrieb:
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> Ich habe die DDR als Wessi noch erlebt.
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> Tja, wie soll ich sagen, ohne jemandem zu nahe zu
> treten?
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> Ich fand die DDR noch um Längen scheissiger als
> in Filmen und Serien dargestellt.
Das ging mir so ähnlich.
Ich war 1979 oder 1980 auf Klassenfahrt in Berlin. Auf der Bahnreise durch den Osten hatte ich das Gefühl, da war die Zeit vor 10 oder 20 Jahren stehen geblieben. Ich fand es auch ziemlich grau. Und dann gab es noch Plakate mit politischen Parolen.
Ostberlin war etwas farbiger, aber durch die Trabbis wirkte es abseits der großen Repräsentationsbauten auch nicht wirklich sehr mondän. Und neben einigen moderneren Geschäften gab es noch viele kleine Tante-Emma Läden, die wir zu dem Zeitpunkt schon seit Jahren nicht mehr hatten im Westen.
Wir haben aber sehr lecker gegessen. Es gab Limonaden, die es bei uns nicht gab, und die mit gut schmeckten - und sie kosteten nur 10 oder 15 Pfennig pro Glas. Unglaublich günstig! So ne Billigschokolade, die ich gekauft habe schmeckte aber so, als wären da Sägespäne drin.
Bei der Rückfahrt, bei einem Zwischenaufenthalt auf einem Bahnhof kam eine ältere Frau an unser Fenster, die fragte wo wir herkamen und wo wir hin wollten, und ob wir auch in Ostberlin waren. Als wir das bejahten, sagte sie, wir hätten diesem Verbrecherstaat nicht soviel Geld in den Rachen werfen sollen (gemeint war der Zwangsumtausch von 25 DM 1:1 gegen Ostmark, die eigentlich sehr viel weniger wert war). Als Polizisten näher kamen ging sie dann weg. Wir sahen dann später, dass sie am Ausgang verhaftet wurde. Und dann kamen die Polizisten oder Soldaten mit ihren Maschinengewehren zu uns ins Abteil und verhörten uns. Naja, recht freundlich und es wurde auch kein Druck ausgeübt und keine Drohungen ausgesprochen, aber wir hatten schon nen ziemlichen Respekt vor dem ganzen Waffenarsenal, das sie da mitschleppten, um 15-16-jährige zu befragen. Sie wollten wissen, was die Frau uns gesagt hat und was sie von uns wollte. Wir sagten, sie hatte nur gefragt wo wir herkamen und wo wir hin fuhren, und ob uns Berlin gefallen hat. Und versuchten dabei ziemlich unschuldig zu schauen. Sie fragten zwar noch mal nach ob sie sonst nichts gesagt hätte, und wir verneinten das. Dann gingen sie wieder. Unsere Lehrerin, die vor der Tür des Abteils wartete, war kreidebleich. Sie hatte ja die Verantwortung für uns.
Das waren so meine Eindrücke damals.