Re: Warum ist die DDR so scheiße in Filmen und Serien?
In den sozialistischen Ländern gab es erstaunliche Abstufungen. Ungarn war zur Zeit von János Kádárs "Gulaschkommunismus" ein bereits ansatzweise marktwirtschaftlich geprägtes Land, das seinen Bürgern unter Auflagen die Ausreise in den Westen gestattete. Dagegen wirkte die DDR eremitenhaft und abgeschottet, der Zonenwechsel erschien dem unbedarften Westbürger wie der Sprung in einen anderen Kulturkreis. Dass die Menschen sich dort sehr wohl einzurichten wussten steht auf einem anderen Blatt, aber mir kann heute keiner erzählen dass die Zuteilung eines Fahrzeuges oder einer Plattenbauwohnung, Staatskundeunterricht und Zwei-Klassengesellschaft mit Intershops und Schwarzwährungstausch vergnügungssteuerpflichtig waren. Dann gab es ja noch die Firma, deren Mitarbeiter man lieber nicht kennenlernte.
In der Tschechoslowakei war alles ein wenig entspannter. Zwar gab es dort bis zuletzt nicht den Hauch einer politischen Öffnung, aber wegen der sprachlichen Barriere zum Westen konnte man schon mal ungestraft sein Mütchen kühlen ohne als Kapitalistenkollaborateur oder Vaterlandsverräter gebrandmarkt zu werden. Der Parteigenosse war für konstruktive wie harsche Kritik meist sogar ganz dankbar. Das Lebensmittelangebot war üppiger und wie die Gastronomie fast schon "marktgerecht", weil der Böhme und Mähre mit Gemütlichkeit und guter Küche am besten ruhigzustellen war. Das DDR-Regime hingegen galt sogar in Polen als extrem stur und linientreu. Und die ebenso kommunistischen Jugoslawen scherten schon früh aus dem Ostblock aus und gewährten ihren Bürgern die freie Ausreise, wodurch auch ohne schlagkräftige Industrie der Lebensstandard stieg.