michaell schrieb:
-------------------------------------------------------
> Grundsätzlich: Ich finde nicht, dass Bücher oder
> Filme nachträglich zensiert werden sollten. Wenn
> ein bestimmtes Wort zum Zeitpunkt der Entstehung
> neutral war, kann es gerne drinbleiben.
> Entscheidend ist, ob die Gesamtbotschaft des
> Films/Buches rassistisch ist oder nicht. Ist sie
> es nicht, sehe ich damit kein Problem.
>
> Was allerdings die Leute betrifft, die meinen,
> heutzutage unbedingt immer noch "Neger" sagen zu
> müssen, wie in dem "Lehrer Specht"-Video -
>
> Herr Specht erzählt hier ziemlichen Blödsinn.
> "Neger" ist also nicht diskriminierend, weil es ja
> eigentlich nur "Schwarzer" heißt. Ja, nur leider
> nehmen Worte im Laufe der Zeit auch andere
> Bedeutungen als ihre ursprünglichen an. Und
> heute, 2014, hat das Wort Neger eindeutig eine
> abwertende Konnotation. Abzulesen an Redewendungen
> wie "ich bin doch nicht dein Neger" oder "eine
> Negerarbeit machen".
>
> "Kanake" heißt eigentlich auch einfach "Mensch".
> Prima, kann ich ja morgen an der Dönerbude
> bestellen "Hey Kanake, zwei Döner". Und wenn der
> Türke sich aufregt, erklär ich ihm breit
> grinsend, dass ich ihn ja nur "Mensch" genannt
> habe. Also wozu der Stress, Alter?
>
> Und natürlich kennt jeder einen Schwarzen, der
> die Anrede "Neger" voll in Ordnung findet.
> Überhaupt, heißt es nicht auch in jedem zweiten
> Rapsong Nigger hier und Nigger da? Nun, es gibt
> auch Frauen, die sich selbst "Schlampen" nennen.
> Eine Arbeitskollegin von mir trug sogar in der
> Firma ein T-Shirt mit der Aufschrift "Schlampe".
> Hab ich deshalb jeden Morgen meine Kolleginnen
> fröhlich mit "Hallo Schlampen!" begrüßt? Eher
> nicht.
>
> Sprache ist nämlich, das macht es etwas
> kompliziert, immer kontextabhängig - wenn zwei
> Leute Dasselbe sagen, ist eben nicht immer
> Dasselbe. Wen sich zwei Schwarze in der Bronx mit
> "Yo nigga, wassup?" begrüßen, heißt das nicht,
> dass ich das auch machen sollte.
>
> Entscheidend ist doch, was die Leute davon halten,
> die von mir so bezeichnet werden. Und das hat noch
> nicht mal etwas mit "Political Correctness" zu
> tun, sondern einfach mit Respekt. Angenommen, ich
> sehe auf einem Klassentreffen einen ehemaligen
> Mitschüler zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder.
> Ich begrüße ihn mit seinem alten Spitznamen aus
> Schulzeiten. Er sagt mir jetzt, dass er den
> Spitznamen doof findet und ich ihn bei seinem
> richtigen Namen nennen soll. Ich kann auf zwei
> Arten reagieren: "Ja klar, kein Problem, wenn Du
> es möchtest." Oder: "Nö, seh ich gar nicht ein,
> hab Dich immer so genannt, hab keine Lust das zu
> ändern. Mir doch scheißegal, wie Du Dich dabei
> fühlst". Letzteres könnte man allerdings für
> ziemlich arschlochhaft halten.
>
> Ich vermute ohnehin, dass es den Fans des Wortes
> "Neger" weniger um das Wort an sich oder die so
> Bezeichneten geht, als darum, dass sie die Leute
> scheiße finden, die das Wort "Neger" scheiße
> finden, also die furchtbaren "Gutmenschen". Denen
> kann man damit schön welche reinwürgen, und sich
> obendrein noch als Kämpfer für die
> Meinungsfreiheit fühlen. Win-win! Kann man
> machen, sollte sich dann aber nicht noch
> irgendwelche Erklärungen aus den Fingern saugen,
> warum "Neger" heute noch immer voll okay ist. Dann
> lieber ehrlich: Ich sag "Neger", damit Du Dich
> drüber aufregst.