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Re: ARD-Themenwoche "Glaube"
Wikki schrieb:
------------------------------------------------------- > Ich z. B. würde nie behaupten "Es gibt Gott". Ich > sage "Ich persönlich glaube an Gott". Zu > behaupten "es gibt nur einen Gott, und jede > Religion, die mehrere Götter anbetet, ist die > falsche Religion" oder "Ein Atheist denkt falsch" > empfinde ich als verbissen und intolerant. > > Mein Glaube beschränkt sich mittlerweile in der > Regel darauf, dass ich daran glaube, dass nach dem > Tod nicht alles vorbei ist. Dass es kein Leben > nach dem Tod in Gestalt eines Garten Eden gibt, in > dem wir alle in menschlicher Gestalt glücklich > sind, das sehe ich als feste Tatsache an - weil es > einfach nicht möglich sein KANN. Ich kann > überhaupt nicht sagen, wie es stattdessen sein > könnte, ich glaube nur daran, dass nicht das > absolute "Nichts" folgt. Ich glaube schon an Gott, > aber der kindlich-naive Glaube des alten weißen > Mannes mit Bart, der auf jeden aufpasst, ist > mittlerweile doch einer erwachseneren Ansicht > gewichen. > Manches, das ich aus der Bibel kenne, z. B. "Liebe > deinen Nächsten" wende ich auch in meinem Leben > an, allerdings muss man dafür meiner Meinung nach > nicht zwingend gläubig sein. > > Für mein Leben im Diesseits weiß ich, dass ich > für meine Handlungen selbst verantwortlich bin. > Selbst wenn von oben eine höhere Macht lenkt, so > verhindert sie nicht, dass ein Schüler eine > schlechte Note in der Schule schreibt, wenn er nie > lernt, oder ein Paar, das nicht verhütet hat, ein > Kind bekommt. Ich habe als Kind auch schon mal > gebetet "Lieber Gott, mach dass wir heute keinen > Test in der Schule schreiben". Heute würde es mir > nicht mehr einfallen. Mein Tun liegt ganz in > meiner Hand. > > Das Bild von Gott aus der Kindheit - Der alte Mann > mit dem weißen Bart - ist zwar schon noch > irgendwo in mir drin, aber ich sehe es > mittlerweile als Symbol an, genauso wie ich auch > Geschichten aus der Bibel wie bspw. die "Speisung > der Fünftausend" als Symbolgeschichte ansehe (aus > wenig kann viel werden) und niemals auf die Idee > kommen, würde, sie wörtlich zu nehmen. Ich > glaube auch nicht daran, dass Jesus Wasser in Wein > verwandelt hat. Oft kommt dann doch die > wissenschaftliche Seite (das ist einfach schlicht > unmöglich) zum Vorschein. Als persönliche > Lebenshilfe kann eine Bibel dienen (oder auch ein > kleines Andachtsbüchlein mit Lebensweisheiten). > Aber man sollte etliche Geschichten in der Bibel > nicht allzu wörtlich nehmen. Ich würde es mit der atheistischen Buskampagne halten und "Es gibt keinen Gott" niemals als absolute Aussage gelten lassen, sondern als Verkürzung von "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott". Das würde ich dann als ziemlich sicher für jede monotheistische, personelle Gottesvorstellung ansehen, weniger wahrscheinlich für deistische oder pantheistische Gottesvorstellungen. Trotzdem glaube ich das weiterhin alles in seiner Gesamtheit nicht, weil mich sämtliche Argumente dafür nicht überzeugen, sämtliche religiösen "Beweise" entweder gleich zerpflückbar sind, oder sich ohnehin der Überprüfbarkeit entziehen. Das alles nicht zu glauben, macht mich dann per Definition zum Atheisten. Weiterhin bin ich auch "A-Koboldist", oder "A-Feeist", ohne dass das großes Aufsehen erregen würde. Ich sage aber, dass das keinen Unterschied macht, weil der Glauben an Feen und Kobolde nicht irrationaler ist, oder in der real erlebbaren Welt verhaftet ist, als Gottglauben in irgendeiner Form. Agnostiker bin ich dabei übrigens, weil ich die "Gnosis", also sichere Kenntnis von Gott und seiner Existenz, für unmöglich halte. Die Behauptungen göttlicher Offenbarung in alten religiösen Büchern sind nicht wirklich gesichert, sämtliche Behauptungen von Gotteserscheinungen sind so glaubwürdig wie ein Jesus-Portrait auf einem angebrannten Stück Toastbrot. Etwas Außersinnliches, Außerweltliches entzieht sich ohnehin unserer Wahrnehmung und Überprüfbarkeit. Wenn sich dieser Gott - oder Götter - sich zeigen würden, wäre das kein außerweltliches, Außersinnliches Phänomen mehr. Interessant ist auch immer, wie eine überschaubare Anzahl an Leuten als "Mittler" und Sprachrohr dieses außerweltlichen Figuren sein sollen. Mohammed und Joseph Smith finde ich da besonders spannend, denn irgendwie entspricht dieser Gott doch recht bequem den Wünschen und Zielen seiner "Propheten". Das ist so bequem für die Propheten, wie durchschaubar für den skeptischen Beobachter, dass hier immer das Wunschdenken und die persönlichen Befindlichkeiten kleinerer Gruppen ihrer Zeit und ihren Ortes zum Vorschein kommen. Zu sehr, um hier Zufall anzunehmen. Philosphisch betrachtet halte ich die grundsätzliche Ablehnung absoluter Aussagen für angemahnt, um möglichst nahe an Erkenntnisse zu kommen, "was die Welt im Innersten zusammenhält". Absolute Aussagen sind bestenfalls in enger gesteckten Grundvoraussetzungen denkbar, die wiederum selbst anfechtbar sind, nur der Vereinfachung dienen, oder aber einer vordefinierten formalen Logik genügen. Ich bin der Auffassung, dass es in der Welt in "geordneten Bahnen" zugeht, nichts die bekannte physikalische Welt aushebelt, sich die Grenzen der Erkenntnis weiter verschieben, damit jedes Gottesbild immer weiter ins Obskure verdrängen. ohne nach meiner Auffassung jemals ans Ende der Erkenntnis gelangen zu können. Das ist aber nicht der Grund, warum ich mich in Opposition zu Glauben und insbesondere spezifischen Glauben und Kirche als Organisation befinde. Das ergibt sich aus der Machtstellung, der Vorteilnahme, Privilegien, ganz irdisch-weltliche Beeinflussung von Leuten, die damit nichts am Hut haben und nicht haben wollen. Vor allem aber sehe ich als Grund eine sich aus der Religion und spezifischen Ausprägungen der Religion ergebende Moral, die ich aufgrund ihrer archaischen, wenig rationalen Grundlage für faulen Zauber halte. Universalere Moral und Ethik muss sich durch sich selbst erklären - keinen heiligen Büchern, göttlichen Befehlen, komischen Hüten, um die Autorität in solchen Fragen zu bekräftigen. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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