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Re: ARD-Themenwoche "Glaube"
Kate schrieb:
------------------------------------------------------- > Mit der gleichen Argumentation könntest du die > Wissenschaft an den Pranger stellen, denn es gab > beispielsweise im Dritten Reich Ärzte wie Mengele > die im Namen der Wissenschaft unvorstellbaren > Missbrauch vorgenommen haben. > > > > Ich sage, dass das nicht der unglückliche > Unfall > > ist, sondern zwangsläufig so kommen muss, weil > > die Quellen der Religionen es her geben. > > Ich sage auch, dass das kein Missbrauch ist, > > sondern genauso "Gebrauch", wie die harmlose > > Variante oder Lesart jeder Religion, weil in > > diesem ganzen Kaffeesatzlesen der Exegese als > > Bastelanleitung für die Religion sowohl das > > friedliche Objekt der Erbauung, als auch das > > Folterinstrument ermöglicht. Es bleibt eben > genau > > die bunte Tüte "Wünsch dir was", die man auf > der > > Welt in den Religionen vorfindet - weil es eben > > auf Glauben basiert, und nicht auf Wissen. > > Versteckt in einem Haufen blumiger Worte, findet > sich hier nur das alte Klischee, dass Religion in > ihrer reinen Existenz die Ursache für alles Übel > dieser Welt ist. Dieses Erklärungsmuster war für > mich immer schon zu einfach und ich bin ehrlich > enttäuscht über die Einfallslosigkeit dieses > Denkmuster. > > Grenzenlose Wissenschaft bedeutet grenzenlosen > Missbrauch. Ein Wissenschaftler stellt eine These > auf, überprüft diese These durch Recherche und > Experimente und verifiziert am Ende seine These. > Ist dieser Prozess frei von Moral und einem > Gewissen, kann man mit reiner Wissenschaft > Genozid, Experimente an Menschen und am Ende die > Zerstörung der Welt logisch begründen, denn es > diente alles einem guten Zweck. > Am Beispiel des Dritten Reiches sieht man, dass > das Gesetz oftmals nicht ausreicht oder es auch > Gesetzeslücken gibt, da die Wissenschaft mit > riesen Schuhen voranstapft. > > Man muss nicht religiös sein, um einen eigenen > Wertekatalog zu besitzen, der verhindert, dass man > im Namen der Wissenschaft Missbrauch betreibt. > Seltsamerweise sind es nur die religiösen > Führer, die ihre Stimme erheben, wenn die > Wissenschaft Wege einschlägt, die uns vielleicht > näher an die "Schöne neue Welt" bringen als eine > normale Gesellschaft, in der man sein Kind nicht > aus einem Katalog aussucht. > > > Ich bin nun wirklich kein Fan der katholischen > Kirche. Ich bin nicht einverstanden mit ihrer > Haltung zur Abtreibung oder gleichgeschlechtlicher > Partnerschaften und Verhütung. > Dafür finde ich es beeindruckend, was viele > Pfarrer für ihre Gemeinde leisten, wie sich > therapeutisch engagieren, wie sie kranken Menschen > Trost spenden und auch banale Dinge wie die > Organisation von Freizeitaktivitäten für Kinder. > Ich habe als Kind die Bibeltage geliebt oder das > Kirchen-Zeltlager. Da gab es keine Indoktrination, > sondern für wenig Geld konnten Kinder mit anderen > Kinder Urlaub machen. > Ich singe in einem kleinen Chor, der zur > Weihnachtszeit Konzerte im Krankenhaus > organisiert, die Menschen besuchen, die > bettlägrig sind oder auch auf die Kinderstation > gehen. Da gibt die Religion vielen Menschen die > Kraft, die sich von der Wissenschaft im Stich > gelassen fühlen. > > > Jeder Mensch hat das Recht seine Religion selbst > zu wählen, ob es beispielsweise das Christentum, > der Buddhismus, das Judentum oder Wicca ist. > Genauso kann jeder Mensch entscheiden, ob er > nichts davon wählt. Das hat unser Grundgesetz so > vorgesehen. Naturwissenschaft formuliert keine Ethik. Hier muss man sich schon die Mühe machen, eine Ethik zu formulieren, die man dann auf die Naturwissenschaft anwendet, um sie dann gegebenenfalls auch in ihre Schranken zu verweisen. "Mengele" ist mir davon abgesehen nicht als großer Humanist, Demokrat, oder allgemein Befürworter und Vertreter der Aufklärung, sondern ideologisch das totalitäre Gegenstück. Die Ursache für alles Übel in dieser Welt ist auch nicht die Religion, sondern der Mensch, der die Religion macht - so wie jede hermetisch abgeriegelte Ideologie, die nicht revidierbar ist. Da ist es egal, ob man sich mit absoluten religiösen Dogmen oder ebenso absoluten Politdoktrinen herumplagen muss. Ist für mich alles in allem gleich, weil vom Menschen erfunden, ob das der Papst an der Spitze steht, "al Baghdadi", oder wie sich der Typ beim IS nennt, Stalin oder auch Hitler - die stehen alle nicht gerade dafür, ihre Ideologie Verifizierbarkeit und Falsifizierbarkeit zu unterwerfen. Etwas aus dem Kontext gerissen würde ich gerne auf folgendes Versatzstück eingehen: "Man muss nicht religiös sein, um einen eigenen Wertekatalog zu besitzen..." Das ist selbstverständlich aus dem Kontext gerissen. Dieser Aussage würde ich bis dahin noch zustimmen, um aber gleichzeitig hinterher zu schieben, dass der Maßstab der Bewertung dann ohnehin außerhalb der Religion liegen muss, um nicht in einem logischen Zirkelschluss zu landen. Zudem behaupte ich darüber hinaus, dass Religion für einen maximalst objektiven und universalen Wertekanon praktisch sogar hinderlich ist und zerstörerisch wirkt, wenn sie mit der Behauptung exklusiv vertretener Wahrheiten und einem Alleinstellungsanspruch verbunden ist. Gerade in der organisierten Religion sind Glaubensaussagen niemals relativistische Positionen, sondern "in Stein gemeißelte", vermeintliche Wahrheiten, die nicht anfechtbar sein dürfen - sonst bricht das ganze dogmatische Grundgerüst gleich zusammen. Was du in deinem persönlichen Umfeld beschreibst, kann gut sein. Das Problem ist hier weiterhin, dass das die negativen Auswirkungen der Religion - insbesondere organisierter Religion - nicht kompensiert oder aufwiegt, sondern die ganze religiöse Amoral die ganze Nummer eher vergällt. "Jeder Mensch hat das Recht seine Religion selbst zu wählen, ob es beispielsweise das Christentum, der Buddhismus, das Judentum oder Wicca ist. Genauso kann jeder Mensch entscheiden, ob er nichts davon wählt. Das hat unser Grundgesetz so vorgesehen." Das ist richtig, und es war und ist gleichzeitig nicht das Verdienst derer, die hier insbesondere aus der religiösen Richtung diese Freiheiten für sich beanspruchen, die sich aus den Menschenrechten ergeben. Religion war er der Gegner aufklärerischer, humanistischer Ideen, als der Impulsgeber. Das Christentum musste erst dressiert und domestiziert werden, um damit überhaupt kompatibel zu sein, und an Fragen wie der Abtreibung, Gleichheit von Mann und Frau oder selbst der Beschneidung zeigt sich, dass das noch längst keinen Abschluss gefunden hat. Die Reaktion auf die Auswüchse der Religion ist deshalb auch immer mit der Befürchtung verbunden, dass es zum fundamentalistischen "Rollback" kommen kann - so wie gegenwärtig in der islamischen Welt, zum Beispiel. Aus humanistisch-aufklärerischer Sicht kann die Forderung zur Religion ohnehin nie sein, dass man sie abschaffen müsste, sondern diese sich gefälligst selbst abschafft. In dem Spannungsfeld leben wir zwar auch öffentlich ganz gerne, was religiösen Fundamentalismus und Extremismus betrifft, aber weil der Religion weiterhin die sedierende Droge weiter Kreise der Bevölkerung ist, will man nur die Kritik am ganz harten Stoff aufs Tapet bringen. Den sanfteren Kiff, der nicht weniger problematisch ist, ignoriert man nicht nur, sondern verkauft in als Normalzustand...so normal übrigens, dass er selbst hier ungefragt als "Urzustand" angenommen wird. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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