Als ich das gelesen habe, ist mir ganz anders geworden. Man vergisst, wenn es um den Krieg geht, oft die schrecklichen Szenen unter der Zivilbevölkerung wie diese, und verbindet ihn häufig "nur" mit dem Schlachtfeld (was natürlich nicht minder schlimm war). Ich weiß gar nicht, wie ich weiterleben könnte, wenn ich auf der Flucht solche Bilder gesehen hätte...
Auf ARD oder ZDF lief auch mal eine Reportage "Die Flucht", da erzählte eine alte Frau, dass vor ihren Augen eine junge Mutter und ihr Baby erschossen wurden, sie haben zuerst in den Kinderwagen geschossen und dann auf die Mutter...
Aber auch damals (da war ich noch in der Schule) war mir völlig klar, dass diese russischen Soldaten ebenso arme Opfer waren :-(
Meine Großeltern kamen auch aus Vertriebenengegenden. Ostpreußen (Oma) und Sudetenland (Opa). Die Familie meiner Oma hatte schon 1939 einen schlimmen Verlust (ihr Bruder ist mit 18 Jahren in den ersten Tagen auf dem Feld gestorben, absolute Gewissheit hatten sie nie). Die Flucht war bei bei beiden Großeltern relativ "human" (insofern man von human reden kann, wenn man die Heimat verloren hat). Aber die Uroma hat bis an ihr Lebensende mit Schuldgefühlen leben müssen, da sie die Wahrheit über das Alter ihres Sohnes gesagt hatte. Hätte sie gesagt, er wäre noch minderjährig (er sah viel jünger aus), wäre er damals nicht eingezogen worden...