Ja, Cormac, da kann ich dir nur uneingeschraenkt zustimmen. Karl May, Grimms Maerchen etc. in modernere Fassungen zu bringen, finde ich bestenfalls ueberfluessig, schlimmstenfalls eine Zerstoerung des urspruenglichen Geschichten.
Es gibt jedoch aeltere Texte, die heute einfach sehr schwer zu lesen sind, und dazu gehoert zum Beispiel der von dir erwaehnte Simplizissimus, den ich mir vor kurzem noch einmal vorgenommen habe. Wirklich, sehr schwer verdaulich. Auch glaube ich nicht, dass ich als Kind die Sprache von Vulpius verstanden haette. Da kam mir die Bearbeitung fuer die Jugend sehr entgegen.
Eine Neubearbeitung sollte, meiner Meinung nach, helfen einen Text verstaendlicher und lesbarer zu machen. Sie sollte nicht den Sinn, die Intention, oder die Handlung veraendern, wie es gerade bei Maerchen so oft geschieht. (Ploetzlich ist die Stiefmutter von Haensel und Gretel nicht mehr boese, sondern die Kinder laufen einfach weg. So erst kuerzlich gelesen.) Eine Neubearbeitung sollte, ganz im Gegenteil, helfen, die urspruengliche Intention der Geschichte heute besser zu verstehen. Das kann natuerlich nicht jeder hergelaufene Wald- und Wiesenschreiberling, sondern es ist literarisch ein anspruchsvolles Unterfangen.
Uebrigens: "Die neuen Leiden des jungen W." fand ich als Schuelerin ganz ausgezeichnet. Es ist nicht als Neubearbeitung von Goethes Werther gedacht, sondern eine ganz selbstaendige Geschichte, die nur auf den Roman von Goethe anspielt.
Rosalia