|
Re: Liest heute noch jemand Karl May?
Wie Old Pete bereits erwähnt hat, war das "Old" vor dem Namen bei Westmännern, die im alten Westen "Mountain men" hießen (und heute noch heißen) die Ausnahme. Üblicherweise legten die Männer, die sich für das leben in der Einsamkeit des "High Lonesome" (Die Gebirgsketten der Rocky Mountains und Beartooth Mountains sowie der Great Tetons) entschieden, ihren bürgerlichen Namen ab und bekamen meistens von Sinnesgenossen in den Bergen einen namen aufgrund eigentümlicher Ereignisse oder besonderer taten oder der gegend, die sie bevorzugten, oder körperlicher Besonderheiten. "One Eye Jones" würde jemand genannt, der nur ein Auge besitzt, oder Puma Buck jemand, der ein Pumajunges großgezogen und zum Gefährten gemacht hat, oder Bearclaw jemand, der einem grizzly die Klauen gezogen hat und Rattler Woods wäre jemand, der im Wald in ein Klapperschlangenest gefallen ist und es überlebt hat. Yellow oder Yellowhair Winters wäre ein extrem blonder mann, und es soll sogar mal jemanden gegeben haben, der Two-Score Crow genannt wurde, weil er mit bevorzugten Krähen-Squaws entsprechend viele Kinder gezeugt hat...
Das Old gab es aber vereinzelt auch (aber meist bei Männern, die schon mit 30, also in jungen Jahren, ein extrem wettergegerbtes Gesicht hatten und wesentlich älter aussahen als sie waren, oder die sehr gebildet waren und deshalb als weise Männer galten. Von den Indianern bekamen die Mountain Men aber oft auch eigene Namen. So wurde zum beispiel jemand, der mit grauer Hirschlederkleidung herumlief und sich absolut lautlos bewegen konnte oder gerne die Bodennebel als Deckung nutzte, gerne "Grey Ghost" genannt oder oben genannter Bearclaw würde bei den Indianern "Man that fights Beast" genannt oder so. Gerne wurden aber alte Männer in Städten und auf Farmen mit "Old Timer" belegt, was eher eine Ehrbezeichnung war. Diese waren dann aber keine Westmänner. Die Mountain Men verstanden genauso gut wie die Indianer, Spuren zu lesen, zu jagen, sich lautlos zu bewegen - aber sie waren, obwohl im Einklang mit der natur und grundsätzlich menschenscheue, eigenwillige aber auch menschenscheue Männer, wesentlich grausamere Kämpfer als die Indianer. Wenn man einen Mountain Man zum feind hatte, konnte man einen Trupp feindlicher Yaqui-Apachen als Busenfreunde bezeichnen - es gab keine schlimmeren gegner im Westen als diese einsamen Wölfe, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollten. Viele der Mountain men waren mit Indianer befreundet und gern gesehene Gäste in Indianerlagern und Tipis (auch bei den Frauen), aber sie mussten sich diese Freundschaft erst verdienen. Die Indianer machten sich meist einen Spaß daraus, sich sehr gastfreundlich zu geben - aber umso schwieriger gestaltete es sich für den Mountain Man, das Lager nach einem üppigen festmahl und einer erholsamen nacht wieder zu verlassen. Wenn er es schaffte, bewies er Einfallsreichtum, Tapferkeit und hatte sich den respekt und die Freundschaft des Indianerstammes verdient. Diese Freundschaft dauerte dann ein leben lang und über generationen hinweg. Und Mountain men wurden sehr alt - meistens wussten sie nicht mehr, wie alt sie wirklich waren, weil sie all das in der Einsamkeit vergaßen... Der Lonewolf Pete Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|