Ich sehe das ähnlich.
Schlimm war natürlich diese Nähe zum Krieg, als ich ganz klein war haben mir ältere Leute über ihre Erlebnisse im Krieg erzählt, vermutlich gab es da auch niemand anderen in der Nähe, der zugehört hätte; Bombennächte, Leichenberge. Als Kind habe ich das aber abstrahieren können, sah ja noch überall Ruinen und halb- zerstörte Häuser in der Stadt, wusste dass das stimmte.
Eine Nachbarin, die aus Ostpreußen geflohen war, schreckliche Dinge erlebt hatte, hat mit mir alle Tonnen, die waren damals noch aus Metall, im Innenhof bunt angemalt, manchmal haben wir Regenschirme aufgespannt, hatten die Füsse in einem Bottich und sie hat Kinderlieder mit mir gesungen. Unsere Nachbarn waren u.a. ein schwuler Opernsänger und sein lustiger Freund.
Der Mann war mir etwas unheimlich, da er oft wahnsinnige Angst hatte, da sind Kinder sensibel, spüren das. Er hat seine Türe immer nur einen Spalt geöffnet, klar, der war im 3. Reich ein junger Mann gewesen, wer weiss was er erlebt hatte. Als ich meine Mutter fragte, warum da zwei Männer zusammen lebten meinte sie, das die sich eben gern hätten, und das war kurz nach 1969.
Meine Mutter war eine moderne, aufgeschlossene Frau.
Eine junge Studentin mochte mich total und ich verbrachte viel Zeit mit Ihr und ihrem etwas mürrischen Hippie Freund, der Drogen nahm.
Freitags gab es immer ein Comic Heft nach meiner Wahl, da stand ich dann ganz fachmännisch im Kiosk und wählte sorgsam aus. Einmal waren meine Eltern bei Nachbarn und ich und die etwas ältere Tochter gingen ins Schlafzimmer und wir haben uns komplett mit Creme 21 eingeschmiert, bis wir merkten, das wir total eingesaut waren, wie das Bett eben auch:O)).
Die Mode war bunt und man durfte sich auch mal schmutzig machen. Mädchen trugen sehr kurze Röcke, die aber eher niedlich, als sexy waren. Ich trug eine Jeansjacke, eine gelbe Hose mit braunen Aufschlägen und orange/ weisse Schuhe, sieht gar nicht schlecht aus, echt!
Ich glaube, wir waren manchmal wirklich zu frech und in meiner Klasse gab es auch Kinder aus Millionärsfamilien, ob das heute noch so ist?
Schlimm war das es bürgerliche Eltern gab die ihre Kinder wirklich jeden Tag schlugen, auch die Mädchen.
Ja, die Großstadt, da gab es Huren auf der Strasse, Hausbesetzer und große Gegensätze.
Nach der Schule erst einmal Marmeladenbrote essen und Comics lesen, das konnte ich stundenlang. Wenn die Schule ausfiel, habe ich mit Elektromotoren und Lego irgendwas zusammengebaut, viel gelesen, wir haben Baumhäuser gebaut, und ich bin häufiger mit dem Fahrrad auf die Schnauze gefallen, wie alle anderen auch, hatte oft ein Kofferradio im Gepäck....
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.12.14 13:00.