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alpha-retro: Themenabend Dorfjugend am 13.10.23
[programm.ard.de]
Dieser Themenabend am 13. Oktober 2023 ist vielleicht für einige interessant: 21:00 Die Bodenlosen (1960) Regenstauf in den frühen Sechzigerjahren. Damals gab es noch viele Wirtshäuser im Ort - und die jungen Männer waren das, was man damals Halbstarke genannt hat. Sie trugen eine Lederjacke und fuhren Motorrad oder Moped. Da sie immer im Rudel auftraten, waren sie teilweise gefürchtet. Und bekannt waren sie auch, die Mitglieder der "Bodenlosen", denn so nannten sie sich und ihren Verein. Getrunken wurde auch viel. Das schadete gelegentlich dem Ruf noch mehr. Also starteten die Bodenlosen Goodwill-Aktionen. Das mit dem kostenlosen Brennholz für die alten Leut war ja ganz in Ordnung und wurde auch gut angenommen von den Beschenkten. Aber mit den alten und wieder funktionstüchtig gemachten Radios hoben sie bei den Beschenkten nicht viel Ehr auf: "So ein neumodischer Apparat, der wo bloß einen Strom braucht" - dafür waren die alten Muatterln nicht zu haben. Aber man nahm den Willen für die Tat, denn auch wenn die Bodenlosen gelegentlich über die Stränge schlugen, war doch allen klar: Die sind eigentlich total brav und wollen nur spielen. 21:15 Die nächste Disco ist j.w.d. (1982) Destel im Kreis Minden-Lübbecke in Ostwestfalen hat gut 600 Einwohner. Viel los ist da nicht, der Titel des Films „Die nächste Disco ist j.w.d.“ hat also durchaus seinen realen Hintergrund. Um in die Disco zu kommen, muss man motorisiert sein: mit Mofa, Moped oder Kleinkraftrad – oder halt mit dem Auto, falls man bereits 18 Jahre alt ist und einen Führerschein besitzt. Ein Automechaniker-Lehrling und eine Bauerntochter sprechen darüber, wie das Leben auf dem Land so ist, was sie bewegt und was sie sich jeweils von der Zukunft erhoffen. Eigeninitiative ist angesagt und mit Eigeninitiative kann auch viel erreicht werden. Aber dann schließt die Gemeinde aus Geldmangel das Jugendzentrum. War es wirklich nur Geldmangel? Aber viele Jugendliche wollen in ihrer Freizeit ohnehin nur konsumieren – das kann man in der Disco selbstverständlich sehr gut. 22:00 Tanz in der Provinz (1962) Von Weiden bis Bamberg und von Würzburg bis Straubing, überall dort war der Bayerische Rundfunk mit seinen Reportern und Kameraleuten unterwegs, um herauszufinden, was immer wieder behauptet wurde: In der so genannten Provinz sei nichts los. In den frühen Sechzigerjahren hatte es nämlich im Hörfunk eine Sendereihe gegeben, bei der man im Hörfunkstudio tanzen konnte. Man bewarb sich als Hörerin oder Hörer und wenn man Glück hatte, wurde man eingeladen. Die meisten Anfragen dazu kamen aus der „Provinz“ und der Grund lautete immer, daheim sei am Samstag- und Sonntagabend nichts los. Das wollte man dann schon genauer wissen. Es war gar nicht so, dass damals auf dem Land gar nichts los gewesen wäre. Aber halt nicht immer das Richtige. Und vor allem, man musste es sich leisten können, diejenigen Etablissements zu besuchen, in denen etwas los war. Der bis heute unvergängliche Rat vom Bayerischen Rundfunk an die jungen Leute: Wenn nichts los ist bei euch daheim, macht selber was los. 22:10 Der lange Sonntag (1962) Gezeigt wird in dieser Dokumentation aus dem Jahr 1962 das Freizeitverhalten von Jugendlichen in kleinen bayerischen Dörfern zwischen Fußballplatz, Laientheater und Tanzsaal: Die jungen Burschen tragen Niethosen - so nannte man damals die Jeans - und imitieren bei ihren Wirtshausbesuchen das Verhalten ihrer Vorbilder aus Hollywood. Die jungen Frauen wiederum tragen Petticoat. Und das Moped verschafft neue Freiheit. Der Kommentar aus dem Off nennt das "Verstädterung" der Dorfjugend. 22:40 Sonntag im Dorf (1977) In diesem Filmbericht aus dem Jahr 1977 geht es um das Leben junger Menschen auf dem Land: Welche Freizeitmöglichkeiten haben sie außer Motorradfahren und Spazierengehen und dem Besuch der Disco in der nächsten Stadt? Dargestellt wird ihre triste Situation anhand verschiedener Dörfer in Bayern: in der Oberpfalz und in Niederbayern. Und es kommt eine Gruppe von Jugendlichen vor, die das ändern wollte. Der Film zeigt auch die Schwierigkeiten, auf die sie trafen, denn sie wurden dabei immer wieder durch offizielle Landjugendorganisationen reglementiert. Das Fazit des Films lautet: "Die Jugend auf dem Lande braucht stärker die Gruppe, die Clique, um in Schwung zu kommen. Allein ist fast nichts möglich. Sie haben weniger Möglichkeiten und müssen sich mehr Mühe machen, um das zu bekommen, was sie sich unter Lebenslust und Vergnügen vorstellen. Aber diese Mühe macht das Erlebnis auch intensiver." In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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