Chrissie777 schrieb:
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> Hi Navida,
>
> "Ein Zelt, ein Rad und ein Kamerad" und "Das
> Schloss des Erfinders" bekam ich von Herrn Demel,
> der damals Mitte der 60er Jahre den Georg
> Westermann Verlag leitete und im Haus neben uns
> wohnte, in der Georg Westermann Allee in
> Braunschweig. Den Verlag gibt es heute noch, Herr
> Demel war schon damals ein alter Mann und ist
> vermutlich seit langem verstorben.
> "Zelten - Paddeln - Abenteuer" und "Das schoenste
> Abenteuer" entdeckte ich erst spaeter, vermutlich
> in der Oeffentlichen Bibliothek.
> Und mit Beginn des Internet Zeitalters (das war
> fuer mich 1998) fand ich dann heraus, dass beide
> die Fortsetzungen von "Secret Service" sind. Das
> Buch bekam ich ueber eine befreundete
> Buchhaendlerin in Cornwall, die fuer mich book
> search machte (Enid Blyton Buecher). Die anderen
> beiden hatte ich seit den 80er Jahren in Form von
> Fotokopien in Aktenordner abgeheftet (ueber das
> Leihsystem der dt. Bibliotheken bekam ich beide
> Baende fuer einige Wochen und kopierte sie mir),
> bis ich dann in diesem Januar "Das schoenste
> Abenteuer" bei zvab fand und bestellte, damit
> konnte ich schon mal die Haelfte der Fotokopien
> entsorgen.
> Dann fand ich zwar auch noch "Zelten..." in
> amazon.de, es wurde mir am 5. Februar in die USA
> geschickt, aber muss verloren gegangen sein :(.
>
> Meine Mutter wuchs mit den Pucki Buechern auf,
> aber als Kind bekam ich nur 8 der 12 Baende, die
> ersten zwei Baende und die letzten zwei bekam ich
> nicht und musste sie mir spaeter selbst kaufen
> (den letzten Band fand ich nicht mehr so gut).
> Dies konnte ich ueber Magda Trott finden:
>
> [
gutenberg.spiegel.de]
>
>
> Ihrer Goldkoepfechen Serie konnte ich allerdings
> nichts abgewinnen - hast Du die auch gelesen?
> Ja, "Pucki" wurde nach dem WW II "entnazifiziert",
> die Buecher waren damals angeblich voller
> gedankengut der Nationalsozialisten, aber ich
> finde, es hat ihnen gut getan.
> Ich dachte immer, die Orte in Pucki seine (bis auf
> Nuernberg natuerlich) fiktiv.
> Weisst Du eventuell, wo sie handeln?
>
Hallo Chrissie,
Das steht u.a. bei Wikipedia über Magda Trott:
"Heute sind die Bücher der Pucki-Reihe die bekanntesten Bücher Magda Trotts. Jedoch sind gerade diese Bücher untypisch für ihr Werk und haben den starken Charakter einer Auftragsarbeit nach vorgegebenen, gefragten Mustern.
Bedenklich aus heutiger Sicht ist sicher das erzkonservative Frauenbild in den mittleren Pucki-Bänden der Reihe: nüchtern betrachtet wird hier der jungen Ehefrau jede Individualität verweigert, stattdessen hat sie sich ganz den Ansichten und Ansprüchen des Mannes unterzuordnen und ausschließlich als Hausfrau und Mutter zu funktionieren. Claus und Pucki sind nicht gleichberechtigte Partner, die sich gegenseitig beeinflussen, sondern stehen in einer Art Lehrer-und-Schülerin-Verhältnis: Er erzieht sie nach seinen Wünschen, darf sie in ihrem Tun und Verhalten bewerten und gegebenenfalls auch abstrafen. Pucki wird eine effektive Kritik an Verhaltensweisen und Meinungen ihres Mannes nicht zugestanden. Aus Furcht benimmt sich Pucki deswegen oft weiter wie ein Kind: Sie versucht, ihren Mann zu beschummeln, wenn ihr ein Fehler unterlaufen ist, und hört sich schließlich mit gesenktem Kopf seine Zurechtweisungen an. Nach erfolgreicher „Erziehung“ wird Pucki dann als nahezu perfektes „Pucki-Mütterchen“ der letzten Bände zum bewunderten Vorbild und zur Ratgeberin für die anderen Frauen im Ort. Pucki verändert sich damit von der unvollkommenen (und deshalb sympathischen) Identifikationsfigur der ersten Bände zum abstrakten, überhöhten Leitbild für (damalige) Leserinnen.
Wie die einstige Feministin diese Anpassung an die stark nationalsozialistisch geprägte Ideologie mit sich selbst vereinbaren konnte, bleibt offen. In den Pommerle-Bänden, die ab 1928 erschienen waren und an denen die Autorin parallel zu Pucki weiterschrieb, ist Pommerle ihrem älteren Freund Jule an Pfiffigkeit und Reife überlegen. Hier zeichnet Magda Trott auch ein ganz anderes, partnerschaftliches Verhältnis der Eltern, bei dem Mann und Frau als erwachsene Menschen auf einer Augenhöhe stehen. Die Mutter wird als gebildete Frau mit eigenen Interessen dargestellt, der Vater, ein Professor und Heimatforscher, kann sogar bei Gelegenheit ganz selbstverständlich in der Küche tätig sein.
Während Pucki ein braves Hausmütterchen ist, sind andere von Trotts Heldinnen selbstbewusste, unabhängige Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und auf keinen Mann angewiesen sind. Pommerle wird Gärtnerin, arbeitet in diesem Beruf mit viel Begeisterung und verzichtet gern auf eine Ehe mit ihrem Jugendfreund"
Magda Trott war wohl eher eine Frauenrechtlerin und daher waren die Pucki-Bücher wohl anders als ihre anderen Bücher. Ich habe sie trotzdem sehr gerne gelesen, vor allem die ersten 3 Bände, da ist von soviel Freude und Sonnenschein in dem kleinen Kind zu lesen, das viele Streiche ausheckt, aber immer in guter Absicht. Und es stimmt auch, dass die späteren Bände irgendwie anders sind. Das liegt wohl daran, dass ihre große Jugendliebe Klaus sie immer wieder "wohlwollend" und etwas von oben herab auf sie reagiert. Dabei hatte sie ja eigentlich auch vor, einen Beruf auszuüben, aber das war in der damaligen Zeit wohl nicht möglich.
Es wird auch geschrieben, dass man nicht weiß, ob sie den Nazis wohlgesonnen war, man glaubt aber eher nicht. Seltsam ist, dass man nichts über ihre Familie weiß, ob sie verheiratet war, ob sie Kinder hatte und ob sie überhaupt Nachkommen bzw. Verwandte hatte. War wohl alles auch dem Krieg geschuldet, denke ich. Daher hat der Titania-Verlag in Stuttgart später - also in den 60ern - einige Orte verändert.
Pucki spielt in der Originalversion in Niederschlesien. Ihre Ausbildung machte sie in Leipzig, was später in Hannover umgewandelt wurde. Claus soll in der schlesischen Stadt Breslau drei Kollegen vertreten, was später in Braunschweig verändert wurde, da Breslau an Polen fiel. Der schlesische Ort Rothenburg wurde zu Rotenburg (a.d.Wümme). Die Lokalisation der Geschichten verschob sich damit in den neuen Ausgaben von Schlesien nach Niedersachsen. (Dies erklärt auch, warum Trotts Geburtsort Freystadt mitunter mit dem Städtchen Freistatt in Niedersachsen verwechselt wurde.)[6]