Was soll vom "neuen Atheismus" auch groß an neuen Argumenten kommen, wenn selbst nicht gerade niederrangige Kirchenoffizielle mit Blaise Pascal um die Ecke kommen? Neu ist nur die neuartige Schärfe, die überhaupt erst durch ein Grundmaß an Freiheit möglich ist, dass Kirchen ohnehin nie in den Kram gepasst hatte und auch heute nicht passt.
Heute muss man sich vielleicht nicht mehr mit Großinquisitoren herumärgern, aber Kritikpunkte an der Kirche gibt es noch genug. So lange beispielsweise Kardinal Meisners Macht und Einfluss vielleicht nicht mehr so weitreichend ist wie vor 200 Jahren, aber immerhin noch bis in den WDR oder "Katholische" Krankenhäuser reicht, um vergewaltigten Frauen die Pille danach zu verweigern, wird es immer noch genug zu meckern geben. Dabei würde ich den Wert der Kritik auch nicht daran bemessen, wie weit man dafür sein Leben riskieren muss.
Was Beleidigungen und Herabsetzungen betrifft, so habe ich doch relatives Vertrauen darin, dass so etwas eine weltliche, rechtsstaatliche Justiz bewertet. Hier sehe ich jedenfalls bis jetzt keine persönlichen Beleidigungen.
Atheismus an sich zieht keine Dogmen und Handlungsanweisungen mit sich, weshalb man wohl kaum fordern kann, dass Leute für ihre Überzeugungen den Märtyrertod sterben sollen. Wenn Dieter Nuhr seine Kritik schön in Zuckerwatte packt, um identische Inhalte verdaulicher zu machen und unter dem Radar der religiösen Lobby in den Fernsehräten zu laufen, dann ist das eben seine Herangehensweise. Der verbale Schlag in die Fresse ist es gleichermaßen.
Ansonsten verwechselst du Aktion und Reaktion gewaltig. Gerade die Katholische Kirche wäre gut beraten Kritiker mundtot zu bekommen, indem sie Anspruch und Realität in Übereinstimmung bringt.