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Re: Typisch deutsch, dies und das
Hätte ich vielleicht mal studieren sollen. Dann wäre es mir vielleicht auch erspart geblieben, am Stoff im Studium zu scheitern, denn wenn ich bedenke, wer alles sein Sozialpädagogikstudium in der Tasche hat, dann schien der Erwerb des Diploms - damals war es noch "Diplom" - nicht so wahnsinnig schwer zu sein. Ich hatte mich stattdessen für Informatik entschieden, und es hat mich dermaßen durchgekaut und wieder ausgespuckt, dass ich in den letzten Jahren wirklich keine einzige Zeile Programmcode mehr angerührt habe. Da hätte ich den Sozialarbeiter mit Sozialpädagogikstudium eher selbst gebraucht.
Der Hang zu ausschweifenden Texten rührt wohl eher daher, dass ich etwas kompliziert denke und über jeden Mist grübele und brüte. Mein Hirn feuert gewissermaßen permanent irgendwelche Fragen und Problemstellungen, und es lässt mich selten zur Ruhe kommen. Ich beneide es, wenn Leute geistig wirklich in den "Idle-Modus" fahren können, denn das ist mir in den letzten Jahrzehnten nur in wenigen Augenblicken wirklich vergönnt gewesen. Das macht sich dann wohl auch hier bemerkbar. Im "realen Leben" bin ich dann wohl auch der Typ, der in einer Partygesellschaft nicht wirklich glücklich wird, mit dir aber stundenlang über "Gott und die Welt" diskutieren könnte. Klassischer "Smalltalk" ist mir zwar auch nicht völlig unbekannt, aber der stimuliert mich irgendwie so gar nicht. Da ist bei mir hinterher auch eher der "Akku leer", als dass ich mich nach so einer Begebenheit wirklich wohler fühlen würde, Leute zu treffen. So, jetzt kann jeder sein persönliches "Psychogramm" erstellen. Sozialpädagoge wäre ich wohl auch deshalb nie geworden, weil ich in jungen Jahren deutlich weniger kommunikativ war, mit den Grünen nichts anfangen konnte und weiterhin nicht kann, und als religions- und kirchenkritischer Mensch bekommt man in pädagogischen Berufen zumindest in meiner Stadt und Region selten einen Fuß in die Tür, wenn man nicht gewillt ist, die Kröte zu schlucken und eben wieder seiner Überzeugungen die Spielchen mitspielt, die in Einrichtungen der Träger mit kirchlicher Ausrichtung gefordert sind. Ich bin auch noch Katholik - da würde man quasi gleich direkt auf dem Mutterschiff der guten Laune, dem Todesstern einquartieren. Als Protestant hätte ich möglicherweise ein entspannteres Verhältnis zu Kirche und wäre vielleicht eher geneigt, für einen Job Glauben vorzuheucheln. So bin ich der einzige Junge in meinem Jahrgang gewesen, der in meinem Kaff nicht Messdiener geworden war. Im Nachhinein muss ich sagen - die Bühnenerfahrung wäre vielleicht auch wertvoll gewesen, war sie doch selbst für viele Fernsehgesichter die erste Erfahrung im Umgang mit Publikum. Wie gesagt, Sozialpädagoge bin ich nicht - eher sogar dem "Sozialfall" näher, als der Sozialpädagogik, würde ich sagen. Aber die Linkstendenz, die man dem Umfeld allgemein nachsagt, kann ich auch nicht leugnen, auch wenn ich viele Dinge heute etwas abgeklärter und pragmatischer sehe. Dieses Thema wurde beendet. Eine Antwort ist daher nicht möglich.
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