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Re: Typisch deutsch, dies und das
derkirmesmacher schrieb:
------------------------------------------------------- > - Eigenverantwortung wird oft nicht gefordert, > gefördert und erwünscht Also dem kann ich gar nicht zustimmen. Ich arbeite in einer deutsch-englischen Firma, und wir haben bei unserer Arbeit auch weltweit zu tun. Und schon im Vergleich zu England finde ich bei uns die Eigenverantwortung viel stärker ausgeprägt. In UK geht es zwar einerseits lockerer zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern zu, aber trotzdem sind die darunterliegenden Hierarchien viel stärker, und es wird eher als negativ gesehen, wenn ein Mitarbeiter Eigenverantwortung übernehmen will und nicht strikt nach Schema F vorgeht. Und da gibt es auch eher jemanden, der jeden Handgriff vorschreiben will, damit auch ja niemand mehr bei der Arbeit nachdenken muss. Was allerdings auch angesichts des englischen Bildungssystems verständlich ist. Die Unis sind da - im Vergleich zu uns - sehr verschult und Selbstständigkeit wird da nicht gefördert. Und Lehrberufe gibt es da auch nicht. Jeder, der sich berufen fühlt kann im Prinzip alles machen. Daher hat man auch oft Angestellte, die wenig Anhnung haben, oder die nicht gelernt haben selber Entscheidungen zu treffen, und die sind dann froh über solche Anleitungen. In USA ist das noch schlimmer. Ich musste mal eine internationale Arbeitsgruppe leiten, mit deutschen, englischen und US Kollegen. Und während wir Deutschen und weitestgehend auch die englischen Kollegen so viel Eigenverantwortung zugestanden bekamen, in Detailfragen eine Entscheidung zu treffen, mussten die US Kollegen bei jeder noch so winzigen Entscheidung das OK der Vorgesetzten einholen. Und das waren keine ungelernten Hilfskräfte sondern Leute mit Uni-Abschluss, Doktortitel und viel Erfahrung. Und auch in anderen Firmen, in denen ich arbeitete habe ich immer viel Eigenverantwortung gehabt. Mit Ausnahme von einer, da war aber die Besitzerin und Leiterin aus Tschechien. Die erwartete auch, dass ich sie über jeden Handstreich, den ich machen wollte, vorab informiere und ihre Erlaubnis einhole. Was dann auch der Grund war, wieso ich da nicht lange blieb. Ansonsten kann ich vielem zustimmen. @Nachdenker, wenn du mal in Südamerika oder Afrika warst, dann werden dir auch die größten Rostlauben bei uns als "schöne Autos" vorkommen. In Ländern mit hoher Armut und keinen TÜV-ähnlichen Bestimmungen fahren teilweise Schrotthaufen auf Rädern rum, die schon so aussehen als ob sie jeden Moment auseinander fallen. Grad was Sicherheit angeht ist man in Deutschland sehr weit. Und es wird auch viel Sicherheit eingefordert, was auch die Zahl der Versicherungen widerspiegelt. Ich hab mal 4 Jahre lang in England gelebt und bin ansonsten auch beruflich eine zeitlang viel herum gekommen - vor allem in Europa. Vor allem das mit der Sicherheit ist mir da ziemlich aufgefallen. Das wird fast überall auf der Welt sehr viel lockerer gesehen. Und was mir noch aufgefallen ist ist dass man in Deutschland oft nur richtig ernst genommen wird, wenn man allem gegenüber skeptisch und pessimistisch ist. Überall wird das wenn und aber gesucht, da leidet auch die Begeisterungsfähigkeit darunter. Und alles Negative wird gerne mal groß geredet. Vor allem in Amerika ist mir aufgefallen, dass die im Allgemeinen viel optimistischer sind. Obama sagt "Yes we can" und alle jubeln. Merkel sagt "wir schaffen das" und alle zweifeln. Und ich würde mal behaupten, egal zu welchem Thema sie das gesagt hätte, sie hätte viel mehr Bedenkenträger als Jubler auf den Plan gerufen. Und damit zusammenhängend, das Jammern ist auch stärker ausgeprägt hier. Gejammert wird zwar auch anderswo, aber nicht so intensiv, oder - wie in England - eher mit Humor, oder mal eben kurz, und dann wird zu nem anderen Thema über gegangen. Natürlich ist das auch individuell unterschiedlicher, aber so trendmäßig sehe ich da schon Unterschiede. Wobei das Negative ja auch durchaus seine Vorteile hat in manchen Dingen. Dadurch, dass hier eher die Gefahren als die Chancen gesehen werden wird so viel auf Sicherheit und Umweltschutz geachtet. Und ich kann jedem nur raten mal einige Jahre im Ausland zu verbringen. Das erweitert den Horizont, und man sieht manches, mit dem wir hier aufgewachsen sind, nicht mehr als so selbstverständlich an. Und man lernt auch einiges, was wir hier haben zu schätzen. Dieses Thema wurde beendet. Eine Antwort ist daher nicht möglich.
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