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Re: Typisch deutsch, dies und das
Erst bremsen, dann blinken - das erlebe ich auch erstaunlich oft in den letzten Jahren. Das scheint wirklich zu einem größeren Problem zu werden.
Raser sind schon deutlich weniger geworden, ob es an allgemeiner Einsicht, weniger jugendlichen Fahrern, höheren Spritpreisen oder größerem Kontrolldruck liegt, weiß ich nicht. In jedem Fall ist es weniger geworden. Zumindest in meiner Region. Die Neidnummer haben wir hier bereits seziert. Da du selbst schreibst, hier nicht alles gelesen zu haben, was angesichts der Fülle an Posts auch nachvollziehbar ist, sei hier noch erwähnt, dass nicht nur nach meiner Auffassung nicht alles Neid ist, was oft genug als Neid angesehen wird. In Deutschland und einigen Teilen Europas herrschen mitunter bei vielen Leuten andere Vorstellungen davon, wie eine gerechte Gesellschaft auch im Hinblick auf den Wohlstand des Einzelnen aussehen soll. Der Kontrast, der zwischen den USA und Deutschland von vielen Leuten bemerkt wird, steht doch beispielhaft für eine unterschiedliche Haltung, die sich mittlerweile auch viel deutlicher in der deutschen Gesellschaft bemerkbar macht, weil die sozialen Unterschiede immer größer werden. Auch wenn einfache Formeln der Sache nicht gerecht werden, versuche ich es mal damit. Wenn jemand mit seinem Porsche in einem weniger betuchten Stadtteil vorfährt, dann kann man das Leuten gönnen, wenn man weiß, dass sie dafür hart gearbeitet haben. Die Leute stellen aber gleich die berechtigte Gerechtigkeitsfrage, wenn sie wissen, dass der Porsche auf dem Buckel anderer "erarbeitet" wurde, die mit den miesesten Löhnen abgespeist werden. Es gibt den Typ Unternehmer, dem es gut geht, der aber auch dafür sorgt, dass es seinen Mitarbeitern gut geht. Viel häufiger gibt es aber auch die andere Seite - je reicher, desto häufiger sogar. Es ist kein Neid, wenn der Porsche eines Ausbeuters regelmäßig mit Schlüsselmarkierungen verziert , weil er Jobcenter-Kohle abgreift, nur geringfügig oder auf Mindestlohn beschäftigt und sich mit diesem Geschäftsmodell den Porsche finanziert. Dazu muss man kein Sozialist oder Kommunist sein. Ich habe ein paar einflussreiche und auch prominente Leute, wie z.B. Fußballer, kennenlernen können, die aus eine religiösen Soziallehre heraus zum Wohl der Allgemeinheit beitragen. Denen neidet auch keiner den Ferrari oder Lambo - falls sie irgendwann überhaupt noch einen haben. Weil es aber gerade Leute gibt, die nicht so handeln und noch mehr Schaden als Nutzen für die Gesellschaft bringen, wird die Politik als Regulativ zwingend. Zudem bin ich der Auffassung, dass eine karitative Einstellung einzelner Reicher vielleicht löblich ist, aber nicht den Staat als Regulativ ersetzen kann, weil jedes private Engagement zwangsläufig willkürlich sein muss. Willkür widerspricht meinem Verständnis von Gerechtigkeit massiv. Ähnlich gilt das für für alle nur denkbaren Dienste, egal worüber sie organisiert sind. Tafeln, Suppenküchen, Bahnhofsmission, Sozialkaufhäuser - das sind alles Einrichtungen, die nur kompensieren, wo der Staat versagt oder sich mittlerweile sogar schon komplett aus der Verantwortung stiehlt. Das kratzt alles an meinem persönlichen Gerechtigkeitsempfinden. Ich weiß nicht, wie sich der Wahlkampf noch entwickeln wird, aber ich hoffe schon, dass Schulz nicht nur für die SPD etwas lostritt, das die Partei zwingt, sich an den großen Idealen abzuarbeiten und danach zu handeln. Ich hoffe eigentlich auch, dass das für die CDU Signalwirkung hat, über die grundsätzlichen Ideale, Staat, Gesellschafts- und Menschenbild mehr nachzudenken. Was da bisher kam, ist mir ehrlich gesagt etwas zu mager. Ich hatte gehofft, dass das die CDU etwas unter Zugzwang setzt, denn am Ende denke ich trotz persönlicher Präferenzen dann doch, dass es alle demokratischen gesellschaftlichen Kräfte braucht, die eine Demokratie lebendig halten. Mal sehen, was in den nächsten Monaten noch passieren wird. In jedem Fall halte ich das auch für "typisch deutsch", weil es typisch deutschen Befindlichkeiten und Überzeugungen entspricht. Vieles überlagert sich zwar auch mit einem größeren Rahmen, aber die gesamte Gemengelage ist schon spezifisch deutsch. Dieses Thema wurde beendet. Eine Antwort ist daher nicht möglich.
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