Ja, eben, aber diese Toleranz bedeutet auch, dass man Kritik erdulden und aushalten muss. Gerade der Islam, aber nicht nur der Islam, spielt die Klaviatur der "Verletzung religiöser Gefühle" ganz gut.
In diesem Zusammenhang empfand ich die Begebenheiten um den Karikaturenstreit eigentlich recht beschämend, nicht nur, weil Muslime in verschiedenen Ländern gleich auf die Barrikaden gingen und sich Kurt Westergaard als einer der Karikaturisten wohl bis heute nur noch unter Polizeischutz einen Fuß vor tür setzen kann, sondern auch, weil sich daraufhin ein Teil der Presse und Politik der westlichen Welt selbst einen Maulkorb auferlegte.
Dass das vielleicht nicht gerade die cleverste Entscheidung war, auf diese Weise Meinungs- und Religionsfreiheit gegeneinander aufzuwiegen, zeigt sich seit ISIS auf eine interessante Weise. In dieser Hinsicht zeigt die jüngere Vergangenheit ganz gut, dass die Schonzeit für alle Religionen, aus einer falschen Pietät heraus, so langsam auch erodiert, und das ist auch gut so, gerade weil der gesellschaftlich bindende Wertekanon, auf dem sich zumindest in der westlichen Welt jeder ohne Vorbehalte berufen kann, explizit blind vor jeder Religion ist.