Es gibt so wenig religiöse Gefühle, wie es sozialdemokratische, grün-ökologische oder naturwissenschaftliche Gefühle gibt. Glauben ist außerhalb der Religionen einfach keine Tugendkategorie. Dafür kann man einfach keine persönliche "Schutzzone" geltend machen.
Ein spezifisches Religionsverständnis kann man glauben und auch gerne praktizieren und andere Leute geht das auch herzlich wenig an, solange so etwas nicht gerade zu einem Verhalten führt, das mit jeglicher Rechtsprechung nicht vereinbar ist.
In dem Moment, wo man sich mit seiner Religion aber auch an die Öffentlichkeit wendet, womöglich auch einen missionarischen Anspruch hat, unter Umständen die eigenen Glaubensgrundsätze als Fakten verkauft, stellt man gleichzeitig Behauptungen in den Raum, die es erst einmal zu beweisen gilt, solange man diese nicht als persönlichen Glauben kennzeichnet.
Trotz aller Toleranz bezüglich dessen, was der Einzelne auch glauben mag, mit dem ich regelmäßig verkehre, bekommt das jeder so von mir auch zu hören, auch wenn es oft genug mühselig ist, weil man oft genug aneinander vorbei redet, zuweilen wohl auch in einer vermeintlich anderen Sprache spricht, die auf der einen Seite eben religiös-emotional-moralisch erscheint, auf der anderen Seite eben philosophisch-rational-ethisch.
Was den Humanismusbegriff betrifft, so ist dieser auch immer erklärungsbedürftig. Ich sehe den Humanismus anthropozentrisch-säkular - "vom Menschen, für den Menschen" kommt er so ohne jegliche Gottesvorstellung und Vorstellung von Transzendenz aus, und ich vertrete dabei auch Ideen, die unter dem Begriff des "evolutionären Humanismus" zusammengefasst werden, wie z.B. hier erläutert: [de.wikipedia.org]
Das bekommt so von mir auch jeder zu hören, und das ist auch kein Widerspruch.