"Léolo" (Kanada 1992) ist für mich DER Archetyp des Mediums Film, genauer gesagt des Mediums Tonfilm!
Denn der viel zu früh verstorbene Autorenfilmer Jean-Claude Lauzon hat hier eine unglaubliche Komposition von Bildern, Sprache und Musik abgeliefert, für die mir kein besserer Begriff als "Symphonie" einfällt.
Ich bin schon allein von dieser Komposition beeindruckt. Unterschiedlichste Musikstile und Zitate aus einem bekannten kanadischen Roman verschmelzen mit den dazu arrangierten Bildern zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk.
Das Thema des Films lässt sich mit einem Wort auf den Punkt bringen: Familie!
Genauer gesagt: Es geht um die erträumte Kindheit eines Jungen im Montreal der 50er Jahre.
Der Ekelfaktor kommt nicht zu kurz und ich weiß, dass manche Menschen einige Szenen nicht ertragen können, daher sollte man sich bei Empfindlichlichkeit diesbezüglich vielleicht vorher doch ein wenig informieren.
Nun geht es hier ja um
verstörende Filme.
Das Lexikon des internationalen Films meint:
"Die Erinnerungsarbeit setzt einen rauschhaften Strom von Bildern frei, unkontrolliert, aber von
verstörender Schönheit."
[
www.filmdienst.de]
Die Begriffe 'verstörend' und 'Schönheit' mögen sich vordergründig widersprechen.
In "Léolo" scheint beides nur miteinander existieren können, weshalb die Formulierung des zitierten Lexikons aus meiner Sicht absolut zutrifft.
Und vielleicht auch im Leben selbst? Gibt es Schönheit ohne Verstörung?
Der Kelte