Wilkie schrieb:
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> Mich interessieren an Krimis:
>
> - die Dialoge, die für mich den hauptsächlichen
> Unterhaltungswert ausmachen. Da gibt es zwei
> Möglichkeiten, die für mich gute Dialoge
> ausmachen: Einmal unterhaltsam, witzige Dialoge,
> z. B. in "Mit Schirm, Charme und Melone"
> (Charaktere John Steed, Emma Peel) oder in "Die
> Aufpasser" (Schauspieler George Cole, Denis
> Waterman) oder "John Kling" (Hellmut Lange, Uwe
> Friedrichsen), zum anderen Dialoge, in denen man
> mitbekommt, wie Täter in die Enge getrieben
> werden, wie sie anfangen zu schwitzen, z. B.
> Tatort - Kurzschluss, Der Kommissar - Der
> Tennisplatz oder eigentlich die komplette
> Columbo-Serie.
Ja, das ist oft ein interessantes Szenario, z.B. auch im Haferkamp-Tatort "Zweikampf", wo Heinz Baumann anfangs glaubt, das perfekte Verbrechen begangen zu haben
> Ob der Täter dabei bekannt oder unbekannt ist,
> spielt für mich dabei keine Rolle.
Das geht mir genauso - und zwar erst recht bei Krimis, die ich mehrmals gucke, denn da kenne ich den Täter ja sowieso von Anfang an :)
Die Tatort-Folgen der 70er und frühen 80er mag ich u.a. deshalb so sehr, weil da oft die Vorgeschichte des Verbrechens ausführlich dargestellt wird. Opfer und/oder Täter werden in ihrem Alltag und ggf. in ihren familiären Beziehungen gezeigt, BEVOR sich durch die Tat plötzlich alles radikal verändert. Das gilt z.B. für "Alles umsonst" mit Horst-Michael Neutze als Bäckermeister, der von seiner Frau unterjocht wird. Oder auch für "Reifezeugnis", wo zunächst mal die Täterin, das Opfer und der Hauptverdächtige vor der Tat gezeigt werden. Solche Milieuschilderungen, Charakterstudien und Sozialdramen finde ich total faszinierend. Beim "Feinkosthändler" ist es ähnlich, auch wenn die Tat da schon kurz nach Beginn des Films stattfindet. Dialoge sind für mich dabei übrigens gar nicht sooo wichtig - oft sind Szenen ohne viele Worte besonders vielsagend.
In Serien wie "Hamburg Transit" haben es die Autoren z.T. geschafft, ähnlich detaillierte Milieu- und Charakterstudien in 24 Minuten unterzubringen. Mir fällt da z.B. die Folge "Das Abenteuer" ein, wo Klaus Herm das spießige Leben als Familienvater satt hat und mit einer jungen Geliebten und unterschlagenem Geld nach Kenia durchbrennen will. Morgens darf ihm seine Frau noch den Koffer packen, dann holt er das Geld von der Bank, trifft die Freundin am Flughafen, im Flugzeug bekommt er kalte Füße und kehrt dann abends nach Hause zurück, als wäre nichts geschehen. Das ist eigentlich eine sehr banale Geschichte, aber mir macht so was großen Spaß. Deshalb mag ich auch "St. Pauli Landungsbrücken" so gerne, denn da bleibt für die Milieu- und Charakterstudien noch mehr Raum, weil die Krimihandlung fehlt.
Eine Krimiserie, die sich für mich NICHT zum Mehrfachgucken eignet, ist "Ein Fall für zwei". Da habe ich jetzt nach Jahrzehnten noch mal einen Großteil der Folgen mit Günter Strack und Rainer Hunold gesehen, aber das wird wohl auch das letzte Mal gewesen sein. Eigentlich bietet die Konstellation mit Privatdetektiv und Anwalt zwar die Chance für viele ungewöhnliche Geschichten, die in anderen Krimis kaum möglich sind (und Matula ist ein durchaus interessanter Charakter) - aber letztlich ist die Serie für mich reine Fließbandware mit nur ganz wenigen Highlights. Auch von den Lowitz-Folgen von "Der Alte" war ich überwiegend enttäuscht. Bei "Derrick" habe ich einige Highlights aus den 70ern und frühen 80ern in Erinnerung, aber danach verkam das Ganze eigentlich zur Karikatur einer Krimiserie.