"Auch Künstler, bei denen es ein offenes Geheimnis war, daß sie homosexuell veranlagt waren, blieben seltsamer Weise unbehelligt."
Man darf beim Dritten Reich nicht von einem monolithischen Gebilde ausgeben, wo von A bis Z von Nord nach Süd alle gleichermaßen verfolgt wurden. Vielmehr ist das ein Zusammen- und Gegeneinanderspiel der Instanzen gewesen. Wer irgendwo einen Fürsprecher hatte, konnte nicht unbedingt alles machen, aber überleben. Und bei Schauspielern kam halt eine generelle systemerhaltende Komponente dazu. Die konnten die Leute begeistern. Und wenn sie die Leute für die Nazis begeistern, bzw. sie ruhig halten konnten, na dann hat man sie halt gefördert, bzw. durch die Finger gesehen, was sie ja eigentlich Ideologiewidriges "taten". Andererseits möchte ich auch nicht wissen, was gerade Homosexuelle sich anhören durften, wie sie erpresst wurden und so weiter.
"Sollte doch auch in der heutigen Zeit verständlich sein, in der es immer wieder dazu kommt, daß Menschen von anderen totgeprügelt werden, obwohl andere Menschen dabei stehen und nicht eingreifen. Und da wird hier über die Menschen von damals gerichtet, die sich nicht mit einem oder einer kleinen Gruppe hätten anlegen müssen, sondern mit dem Staat.
Ganz schön viel verlangt!"
Und mir ist mal von einem Professor dazu erklärt worden, dass die, die sich offen gegen die Nazis gestellt hatten, ja selbst schön blöd waren. Wären sie doch nur so schön zurückhaltend geblieben, wie die vom 20.Juli. Dem Mann konnte ich leider nur auf die Füße kotzen. Wie man so Menschen, die Zivilcourage bewiesen haben, noch nach ihrem Tod in den Rücken fallen konnte, werde ich niemals verstehen. Es ist mir schon klar, dass der einfache Mensch nichts gegen den Staat machen kann. Aber ziviler Ungehorsam, das Verstecken von Nachbarn, das "ich hab hier keinen durchrennen gesehen" - das geht immer.