Argus schrieb:
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> Und was das anderswo erwähnte Argument anbelangt,
> wir könnten uns nicht in die damalige Zeit
> hineinversetzen: Ich kann zumindest abschätzen,
> wer in meinem Bekanntenkreis (Linke, Menschen mit
> Behinderung, Kollegen mit jüdischen Wurzeln,
> Wehrpflichtige) bei den Nazis auf der
> Abschussliste gewesen wären, welche die Option
> Kooperation mit dem Regime gar nicht hätten
> wählen können.
Ich will Dich nicht ärgern, wirklich nicht... hier ein paar Gegenbeispiele... wobei dies natürlich relativ ist, eben weil es sich um Künstler handelt, die auf die Nazis einen ganz eigenen Reiz ausübten.
vor 1933 links/bzw. kommunistisch orientiert: Heinrich George und auch der bereits von mir mehrfach erwähnte Axel von Ambesser und da gab es sicherlich noch so einige. Dabei darf man natürlich nicht außer Acht lassen, daß besonders promintente Linke/Kommunisten gleich zu Anfang die Emigration wählten, weil es für sie keine Gnade gegeben hätte.
(Künstler)Kollegen mit jüdischen Wurzeln habe ich auch schon einige genannt, wo aber immer ganz nach Lust und Laune und keiner Logik folgend verfahren wurde.
Auch Künstler, bei denen es ein offenes Geheimnis war, daß sie homosexuell veranlagt waren, blieben seltsamer Weise unbehelligt. Gründgens, Hubert v. Meyerinck z.B.
Und bei der ganzen Diskussion, wer sich mehr schuldig gemacht hat beim Anbiedern an die Nazis und wer weniger, darf man auch nicht vergessen, daß damals die Grundstimmung in der gesamten Bevölkerung, nicht nur bei den Künstlern, vorherrschte (nach 15 Jahren mehr oder weniger geordnetem Chaos der Weimarer Republik), daß sich auch die Nazis nicht lange halten würden und andererseits endlich mal jemand da war, der so richtig aufräumt und danach würden sich auch die Nazis wieder beruhigen.... Als dann aber klar war, daß es so nicht lief, war es für viele zu spät, noch etwas zu tun oder man war überzeugt worden, daß es richtig ist.
Und eben selbst diejenigen, die begriffen, daß man die Nazis nicht mehr in den Griff bekam, sagten sich (ganz menschlich) lieber die Schnauze halten und weiterleben.
Sollte doch auch in der heutigen Zeit verständlich sein, in der es immer wieder dazu kommt, daß Menschen von anderen totgeprügelt werden, obwohl andere Menschen dabei stehen und nicht eingreifen.
Und da wird hier über die Menschen von damals gerichtet, die sich nicht mit einem oder einer kleinen Gruppe hätten anlegen müssen, sondern mit dem Staat.
Ganz schön viel verlangt!