Die Anwohner haben einen offenen Brief geschrieben. Einen Bericht darüber wird hier gekürzt wiedergegeben:
Von wegen alles nicht so schlimm!
Die Verfasser des offenen Briefes sind gestandene Leute, größtenteils älter, selbstbewusst und überzeugte Marxloher. Sie wollen ihren Namen nicht nennen. Aus Angst! Zu oft haben sie schon zu hören bekommen: "Ich weiß, wo du wohnst!" oder "Ich weiß, wo dein Auto steht!", wenn sie sich bei denen, die ihrer Meinung nach den Stadtteil in Verruf bringen, beschwert haben.
Die meisten von ihnen sind schon auf offener Straße beklaut, von Kindern angespuckt, von Frauen beschimpft und von Männern belästigt worden. "Und alles haben wir hingenommen, weil wir wehrlos sind", sagen diejenigen, die sich nun anonym äußern.
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Versuche, mit den Störenfrieden zu reden, seien vergebliche Liebesmüh. "Ich habe es sogar schon mit Fingersprache versucht, weil diese Leute vorgeben, kein Deutsch zu verstehen", sagt eine aus der Runde. Die Reaktionen sei Ignoranz gewesen - im günstigsten Fall. Häufiger werde man beschimpft und bedroht, und zwar auf Deutsch. "Neulich hat mich ein vielleicht gerade mal zweijähriges Mädchen bespuckt", erzählt eine ältere Marxloherin. "Nur wenn man dann Polizia ruft, hat man mal für kurze Zeit Ruhe." Einzelne Versuche von Anwohnern, die Behörden zum Handeln zu bringen, seien kläglich gescheitert. "Wir sollen uns ruhig verhalten, um uns nicht selbst zu gefährden. Das ist deren Tipp, wenn wir ihnen erläutern, warum wir Angst haben." In dem Brief heißt es: "Die Liste der angeführten, ablehnenden Argumente, die Zustände zu ändern und regulierend einzugreifen, ist mittlerweile lang und zeigt das mangelnde Verantwortungsbewusstsein gegenüber unseren Problem".
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"Denn wir kommen uns ausgeliefert vor. Und wir haben wirklich Angst."