Ich würde mich nicht als ausgewiesener Swing- und Jazzexperte bezeichnen, höre aber mittlerweile, unter anderem, auch solche Sachen. Das hätte ich im Teenageralter bestimmt auch nicht erahnt.
Zum Teil hängt das für mich auch damit zusammen, dass man, dank des Internets, von solcher Musik überhaupt Wind bekommt.
Meine 'musikalische Sozialisation fand in den 80ern/90ern statt, und ich habe mich immer viel mit Hip Hop beschäftigt. Wenn man sich da die Mühe macht, die Ursprünge zu erkunden, dann reicht das in der Regel bestenfalls in die 60er/70er hinein, mit viel Soul, Funk, Disko und ein wenig Jazz. Da hat man also zwangsläufig Berührungspunkte. Mit Swing-Ära oder den Croonern davor nur bedingt. In jungen Jahren hatte ich, wie viele andere auch, zeitweilig ein ausgeprägtes Scheuklappendenken, was Musik betrifft, als ob man beweisen müsse, dass man hardcore dabei ist. Vielleicht sieht man das allgemein mit zunehmendem Alter relaxter.
Was die deutsche Schlagerwelt betrifft, so war ich doch echt erstaunt, als ich herausgefunden hatte, dass ein Großteil der populärsten Songs nur ein oftmals mäßig eingedeutschter Abklatsch internationaler Hits war. Das war im Grunde genommen ganz schön unkreativ. Kein Wunder, dass Gerhard Höllerich, alias Roy Black, als alter Jazzer an dem Umstand kaputt gegangen ist, anderen die heile Schlagerwelt zu verkaufen, aber an sich etwas völlig anderes machen zu wollen, und da war er keine Ausnahme. Ich kann mir gut vorstellen, dass das bei den heutigen Stars der volkstümlichen Musik und des Schlagers sehr oft ähnlich ist. Möglicherweise werden die Wenigsten das Zeug, das sie auf der Bühne verkörpern, auf dem iPod haben.