kleinbibo schrieb:
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> Ein WDR-Radiomoderator meinte übrigens einmal,
> der Musikgeschmack werde ziemlich früh
> festgelegt. Seine Zahl habe ich nicht mehr in
> Erinnerung, aber es könnte so bis 15 gewesen
> sein. Ich selber vermag das nicht zu beurteilen.
Für die Kids von heute mag das ja vielleicht zutreffen, ganz sicher aber nicht für die Verhältnisse der 50er und 60er Jahre. Das "heilige" Dampfradio in der Stube war den Nachrichten und Sportübertragungen, den Wunschkonzerten sowie anderen ehrbaren Sendungen vorbehalten, "Hottentottenmusik" oder "Negermusik", wie die Eltern alles andere abfällig nannten, wäre dort niemals über den Lautsprecher gekommen. Und wer nicht irgendwo im Einzugsbereich von AFN oder BFBS wohnte, hatte beim öden Programmangebot der deutschen Sender ohnehin schlechte Karten auf flotte Musik.
Ein wirklich eigener Musikgeschmack konnte sich damals also erst entwickeln, als man das entsprechende Alter hatte, um in Kneipen und Beatschuppen zu gehen. Oder man hatte Freunde mit sehr toleranten Eltern und Kohle, die sich die neuesten Platten leisten konnten. Und wie oft änderten sich die Musikrichtungen innerhalb weniger Jahre, besonders später im Laufe der 70er Jahre, von Hardrock zu Glamrock über Disco zu Soul, von Punk zu elektronischer Musik usw. Die Bildung des individuellen Musikgeschmacks hat deshalb für mein Verständnis nur sehr bedingt etwas mit dem Alter zu, als vielmehr damit, welche persönlichen Erlebnisse man mit welcher Art von Musik verbindet.
Als Trost für mercutio: Wer noch nie etwas mit Volksmusik anfangen konnte, wird diese nicht plötzlich in späteren Jahren mögen, nur weil man in ein bestimmtes Alter gekommen ist, welches einen angeblich dafür prädestiniert. Volksmusik ist eine Variante von unzähligen aus der gesamten Bandbreite der Musik, nicht mehr und nicht weniger...
Gruß
Stahlnetz
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann