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"Lindenstraße" war 2010 nach Einschaltquoten gemessen ein schlechtes Jahr: "Die 'Lindenstraße' hat eine Stammkundschaft von vier Millionen Zuschauern, die nach oben hin langsam wegstirbt und unten nicht automatisch erneuert wird", umschreibt Produzent
Hans W. Geißendörfer die Gründe. "Ein Zwölfjähriger findet die 'Lindenstraße' viel schwieriger als vor 15 Jahren, weil das Konkurrenzprogramm größer ist", so Geißendörfer in einem "Tagesspiegel"-Interview.
Um dem Abwärtstrend entgegen zu wirken, passiert inhaltlich und optisch seit Beginn des Jahres so einiges: Es wird merklich an der Serienästhetik geschraubt und gleich mehrere kontroverse Storylines sollen das Zuschauerinteresse erhöhen. Mit dem jungen kleinkriminellen Türken Orkan wurde eine hart an der Grenze zum Klischee agierende Figur geschaffen, die in der Fangemeinde die Gemüter erhitzt.
"Am Anfang dieser Figur stand Angela Merkel mit ihrem Satz, dass die Multikulti-Gesellschaft gescheitert sei", beschreibt Geißendörfer die Ausgangsbasis. Diesem Satz wollte man eine Integrationsgeschichte entgegensetzen, die fast zwangsläufig mit einer Vorverurteilung durch den Zuschauer beginne. Nun gehe es darum, auf lange Sicht "zu zeigen, dass das ein ganz normaler Typ ist, der es vielleicht etwas schwieriger hat als junge Deutsche, die hier aufwachsen." Der "Lindenstraße"-Erfinder spricht von einer "Reinigungsgeschichte".
Seitdem Orkan dabei ist, könne die "Lindenstraße" einen Zuwachs von rund 300.000 Zuschauern aufweisen: "Wir sind voller Hoffnung, dass wir den Quotenverlust auffangen können. Die meisten Jugendlichen haben den Billigtrash satt." Von der ARD erhofft sich Geißendörfer mehr Unterstützung: "Es könnte außerdem nicht schaden, wenn die ARD endlich mehr Werbung für die 'Lindenstraße' macht. Ich komme mir bei der ARD diesbezüglich vor wie ein Bettler."
07.03.2011 - Michael Brandes/wunschliste.de
Quelle: tagesspiegel.de; Bild: WDR/Michael Palm
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