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Re: Was sind eure Lieblings-Kirchenlieder?
Eigentlich gibt es Musik mit religiösen Bezügen oder Gottesbezügen ohne Ende. Das ist gar nicht die Frage. Textlich ist sie dann für mich auch nachvollziehbar, aber eher inhaltsleer und bedeutungslos, weil ich daraus weder Glauben, noch Erbauung im positiven Sinne ziehe. Das macht vielleicht den Unterschied.
Ansonsten bin ich schon der Auffassung, dass man die Kunst auch für sich bewerten und auf sich wirken lassen kann. Das gilt für Musik genauso, wie für den Sakralbau, das religiöse Gemälde, reiche islamische Ornamentik...es gibt einige künstlerische Betätigungsfelder, in denen die Menschen religiös motiviert etwas künstlerisch schaffen - manchmal auch nur im Namen der Religion als Auftraggeber. Kirchenlieder oder Kirchenmusik sind allerdings für mich nichts, was ich in irgendeiner Form mag oder freiwillig hören würde. Da sind meine Interessen eher in eine andere Richtung gelagert. Dennoch muss das nicht heißen, dass man nicht auch beispielsweise J. S. Bach hören und mögen kann. Von der Intention, das Göttliche mit der Musik in irgendeiner Form spürbar oder erlebbar zu machen, kommt bei mir dann aber nicht mehr als eine Emotionalisierung und eine metaphorische Ebene für etwas an, was man irgendwie diffus als "größer als man selbst" wähnt. Das hat dann aber mit dem christlichen Glauben schon längst nichts mehr zu tun, der doch mindestens den Glauben an den "personellen", theistischen Gott einfordert, plus Jesusglauben. Da bin ich dem abstrakten "Freude schöner Götterfunken" schon deutlich näher. Das kann nicht verwundern, wenn man bedenkt, dass Schiller wohl Freimaurer war, damit eher aufklärerische Ideen antrieb und für seine Zeit gemäß sehr wahrscheinlich bestenfalls Deist oder Pantheist war. Deshalb kann ich es nicht anders sagen - auf mich wirkt auch in der Popmusik jedes "oh Lord" und "God" eher wie eine Füllfloskel, obwohl es die Texter/Sänger doch meistens ernst meinen dürften. Speziell für unseren Kulturraum würde ich oft genug auch annehmen, dass sich manche Leute zwar in irgendeiner Form als "gläubig" bezeichnen, aber mit der Intention der Lieder längst nichts mehr gemein haben. Hier greift wohl für meine Begriffe etwas, was oftmals mit einer Art "religiösem Dialekt" umschrieben wird, den man nutzt, mit dem man spielt, aber längst nicht mehr die eigentliche Bedeutungsebene verbindet. Das kenne ich auch aus meiner eigenen Vergangenheit als Kind und Jugendlicher - singen irgendwelcher Kirchenlieder, oder Mitbeten als Ritual, "weil man es halt so macht". Da muss natürlich jeder selbst wissen, wie er handelt. Ich trete da eher kritisch auf, weil dieses Mitmachen wider anderen oder fehlenden Glaubens gerade bei uns in Deutschland massiv als Rechtfertigung für die Privilegien und Bevorteilung der Kirchen genutzt wird - im Sinne einer schweigenden, aber Gläubigen Mehrheit. "Ohne mich" muss ich da sagen, denn ich halte religiöse Missionierung für keine erhaltenswürdige Folklore und Glauben an sich für keine Tugend, und es gibt dafür ein Recht auf religiöse Ausübung, aber bestimmt noch kein Recht darauf, dass das kritiklos vonstatten gehen muss, wenn man sich dafür Öffentlichkeit verschafft. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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