Mit der Hervorhebung des britischen Humors und dem Vergleich der mehr oder minder immer gleichen Formate der Amis hast Du natürlich recht, Pete. Da zeigte man sich auf der Insel schon deutlich kreativer und auch wesentlich experimentierfreudiger wie drüben auf der anderen Seite des Atlantik. Doch die Skurrilität und mancher Feinsinn des britischen Humors wird außerhalb des Königreiches oftmals weder richtig verstanden, noch von jedermann sonderlich geschätzt. That simple!

Jede Nation verfügt bekanntlich über ihren individuellen Humor, deshalb wurden ja entsprechende TV-Produktionen des Auslandes bei uns so häufig durch die Synchro den heimischen Gegebenheiten angepaßt. Und nicht selten gelang dies so markant und so überzeugend, daß letztlich eigentlich nur die deutsche Synchronfassung den großen Erfolg im eigenen Land begründete. Das sind einfach feste Tatsachen, an denen man nicht vorbeikommt bei dem Thema.

Nüchtern betrachtet kann man sich natürlich fragen, was die heimischen Zuschauer an der kieksenden Stimme von "Kookie" (Hans Clarin) bei "77 Sunset Strip" eigentlich so fasziniert hat. Aber Erfolg läßt sich nicht immer sachlich erklären, auch wenn heutzutage eine ganze Heerschaar Agenturen an geklonter Reproduktion vermeintlich erfolgreicher Sendungen bastelt. Deshalb ist das aktuelle TV-Programm ja gerade so bescheiden ;-)

Und bei einigen anderen betagten US-Serien der 60er Jahre findet sich doch ein ähnliches Phänomen wie mit "Kookie". An was erinnern sich denn die Leute z.B. bei "Rauchende Colts"? Klar, an den baumlangen Sheriff Dillon vielleicht, aber nach all den Jahrzehnten wohl hauptsächlich an die krächzende Stimme von Festus Haggan (Gerd Duwner). Oder bei der Zeichentrickserie "Familie Feuerstein", da kannst Du im Strudel der Zeit fast jedes Detail vergessen haben, doch die hohe Stimme und vor allem die schrill aufdringliche Lache von Barney Geröllheimer (ebenfalls Gerd Duwner) dröhnt Dir heute noch im Ohr!!! Im Original hingegen wurde Barney mit einer sehr baßreichen Stimme vertont, wie Du ja weißt. Schon das bewirkt einen deutlich anderen Charakter.

Bei "Mit Schirm, Charme und Melone" spielt die Synchro zwar ausnahmsweise mal eine eher untergeordnete Rolle, wobei mich persönlich die spät eingedeutschten Folgen mit dem bereits von schwerer Krankheit gezeichneten Gert Günther Hoffmann eigentlich nur peinlich berühren. Bei allem Respekt und bei aller Hochachtung für sein großes Lebenswerk im Bereich der Synchron, aber mit solch kaputter und weinerlich klingenden Stimme hätte sich Herr Hoffmann lieber nicht mehr aktiv vor ein Synchron-Mikrofon stellen sollen. War sicherlich lieb gemeint von ihm, aber viele Fans seiner einst so sympatisch markanten Stimme hätten ihn lieber auch damit in Erinnerung behalten.

Sorry, Pete, nun bin ich wieder mal etwas abgedriftet ;-) Ich wollte abschließend eigentlich nur noch erwähnen, daß die Reihe "Mit Schirme, Charme und Melone" bereits damals bei der EA zu jener seltenen Kategorie Fernsehproduktionen zählte, die man entweder absolut begeistert mag oder eben völlig angenervt ablehnt... ein Mittelding gibt es da kaum. Warum sollte sich also an diesem Umstand durch die DVD-VÖ der Serie signifikant etwas verändern... ;-))

Gruß
Stahlnetz

Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts