Ui, hier herrscht ja ein rauer Wind, aber ich stell´ mich mal mitten rein in die Brise - mit dem Versuch, ein paar historische Fakten beizutragen bzw. zu ordnen.

Wenn wir über Unterhaltungsfernsehen in den 70er Jahren sprechen, dann dürfen wir nicht vergessen, dass es a) nur zwei Sender gab (die dritten Programme hatten die Aufgabe, zu bilden und zu erziehen) und dass b) Einschaltquoten noch keine große spielten: Senderchefs kontnen nahezu nach Belieben Formate verlängern oder beenden, wie es ihnen gepasst hat.

Jeder Unterhaltungsschaffende ist Schwankungen unterworfen: dem Geschmack des Publikums, seinen eigenen Launen, Vorstellungen und Plänen, Veränderungen im Sender und bei seinen Chefs und Mitarbeitern. Insofern verlaufen Karrieren immer unterschiedlich. Aaaaaber: Wenn einer es schafft, mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte oben zu bleiben oder immer wieder mal nach oben zu kommen, dann muss er bestimmte Qualitäten haben, die ihn für unterschiedliche Zuschauer-Generationen akzeptabel oder interessant machen.

Heinz Erhard: Er war keineswegs auf dem absteigenden Ast - zumindest nicht, was seine Popularität anging. Er hatte gerade die Dreharbeiten zu seinem dritten "Willi"-Film beendet, einige Passagen mussten noch synchronisiert werden - da traf ihn der Schlaganfall. Seine späten Filme waren - aus heutiger Sicht - alle schrecklich, aber damals Kassenerfolge.

Peter Alexander: Seine Frau hat ihn aufgebaut - und danach beinahe abgebaut. Er verlor seine Show beim ZDF, weil die Gagen-Forderungen ins Unermessliche gingen. Und weil keinerlei Bereitschaft zu erkennen war, über kleine Modernisierungen nachzudenken. Da rauschte man beleidigt ab und ging zum ORF, wo man willenlos die Forderungen erfüllte. Es entstanden noch einige wenige Shows, die jedoch nicht mehr die Qalität der früheren hatten. Warum sehen wir so selten Ausschnitte aus Alexander-Shows? Weil sie ein Vermögen kosten? Eine Minute Peter Alexander ist nicht zu bezahlen, deshalb sind sie unter Verschluss. Lediglich Wolfgang Rademann, ein guter Freund der Familie, hat es geschafft, für die Gala zum 80. eine Sonergenehmigung zu erreichen, sonst hätte sich das ZDF die Sendung nicht leisten können. Bei der letzten Alexander-Tournee waren die Hallen gerade noch gefüllt, die LP-Umsätze gingen zurück, Hits gab es schon lang keinen mehr. Aaaaber: Dennoch ein würdiges Ende für einen der Größten - verglichen mit traurigen Abschieden diverser Kollegen.

Und nun der Frankenfeld: Auch hier sollte man nicht vergessen, dass er viel für den schnellen Tageskonsum geschaffen hat. Eine enorme Menge an Gags, Sketchen und Spielen - nie für die Ewigkeit gedacht, sondern um Sende-Minuten möglichst witzig zu füllen. Dass da Klassiker dabei herausgekommen sind - großartig! Dass man vieles davon heute nicht mehr sehen kann, weil es verstaubt wirkt - nur selbstverständlich!
Seine ERSTE TV-Karriere endete in der Tat damit, dass man beim ZDF die (sehr angemessenen) Gagen-Forderungen nicht akzeptieren wollte. Verbunden mit der Tatsache, dass sich der Sender "verjüngen" wollte (was ihm von damals bis heute nicht gelungen ist) und ein neuer Chef Neues ausprobieren wollte. Die Jahre danach waren hart für Frankenfeld, bis er von Peter Gerlach zu "Musik ist Trumpf" zurückgeholt wurde. Ein später Triumph - Frankenfeld starb, bevor die Erfolgskurve nachließ.
Kulenkampff war begnadet im Umgang mit Spontan-Komik, der König der Schlagfertigkeit, mit einer hochsympathischen Wurschtigkeitshaltung - wie Thomas Gottschalk. Beide wirken eingesperrt, wenn sie in Formaten auftauchen, die ihren Qualitäten nicht entgegen kommen. Beide haben sich immer wieder freiwillig für solche Formate entschieden. Warum? Rätselhaft. Langeweile, Eitelkeit, falsche Berater? Wir werden es nie erfahren. Kulenkampffs letzte Sendung war ein Generationen-Quiz im dritten Programm - ein Abgesang, traurig und unangemessen. Aber SEINE Entscheidung!

Viel wäre noch zu sagen über die Karrieren von Jürgen von der Lippe, Michael Schanze, Margarethe Schreinemakers, Karl Moik, Carolin Reiber. Ehemals Quoten-Könige, heute schon lange nicht mehr auf dem Thron. Und auch dafür gibt es gute Gründe. Aber die erörtern wir jetzt nicht mehr. Sonst kommen wir ja nicht mehr zum fernsehen.