Verstehe nicht, wie man an Elvis nichts finden kann. Der Mann konnte singen! Und wie! Hatte einen riesigen Ambitus und klang in jeder Lage gut. Bei anderen Sängern merkt man sofort, wenn der Tonumfang eines Liedes deren "Wohlfühlzone" verlässt. Elvis konnte in jeder Tonlage singen und klang nie gedrückt oder krächzend. Er kannte außerdem nicht nur alle Lieder, er konnte auch alle singen. Und in allen Stilistiken. Rocken genauso wie croonen. Konnte Phrasen bilden, improvisieren, variieren und Harmonie singen. Souliges Vibrato, straighten belcanto, hauchiges Croonen und fetzigen Rockgesang. Er hätte das Telefonbuch singen können und es hätte wie das schönste Stück aller Zeiten geklungen.
Er nutzte seine Vielfältigkeit auch aus und war in sämtlichen, damals populären Genres aktiv: Rock 'n' Roll, Gospel, Schlager, Country. Die meisten anderen Stars bleiben nur in einem Genre bzw. wenn sie es verlassen, klingt es oft grauenhaft.

Er war außerdem ein integrer Kerl. Gutmütig, freundlich, sympathisch. Die meisten Fehler seines Lebens, lassen sich auf seine Naivität und Gutmütigkeit zurückführen. Es scherte ihn nicht, dass er zur Zeit der Segregation, lieber "schwarze" Musik hörte und machte. Als er noch in den 70ern während eines Konzerts als "white nigger" beschimpft wurde, nahm er diesen Titel stolz an. Er hatte ein Gespür für die gesellschaftlichen Probleme seiner Zeit und schaffte es daher Titel wie "If I can dream" oder "In the ghetto" gegen seinen übermächtigen Manager durchzudrücken, der solcherlei kritischen Geist bei seinem "Schützling" um jeden Preis ablehnte. Zudem war er offen für Neues, trainierte Karate, las Bücher über asiatische Spiritualität und liebte Monty-Python-Sendungen.

Alle Musiker, die nach ihm kamen, wollten so sein wie er. Nicht umsonst sagte John Lennon "Before anyone did anything, Elvis did everything." Dennoch sollte man ihn bitte nicht mit all den peinlichen Imitatoren verwechseln, die es immer noch gibt. Da kann ich mich nur fremdschämen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.20 19:54.