Spoonman schrieb:
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> So spannend und gelungen einzelne Folgen auch sein
> mögen - insgesamt wirkt der Kommissar auf mich
> antiquiert und rückständig. Das meine ich
> natürlich nicht aus heutiger Sicht, sondern in
> Bezug auf die Zeit zwischen 1970 und 75. Während
> durch Deutschland längst der frische Wind der
> sozialliberalen Ära wehte, herrschte in dieser
> Serie noch der Geist der Adenauer-Zeit. Das
> beginnt bei der patriarchalischen Art von
> Kommissar Keller, es setzt sich in vielen Kulissen
> fort (mir fallen da diverse möblierte Zimmer in
> Altbauwohnungen und ein paar heruntergekommene
> Kneipen ein), und es geht sogar bis zum
> Titel-Schriftzug im Vorspann, der an die
> 50er-Jahre erinnert.

Naja, Spoonman, Du bist "Baujahr" 1971, warst also noch Kleinkind in den Jahren 1971 - 1975. Da bewertet man logischerweise noch nicht die Unterschiede zwischen sozialliberaler Ära und Adenauer-Zeit. Von daher denke ich, daß Dein Empfinden doch eher rückblickend aus jüngerer Zeit resultiert. Mit "Baujahr" 1957 kann ich Dir aus eigener Erfahrung berichten, daß es damals viele Jahre dauerte, bis jener sozialliberaler Umbruch in weiten Teilen der Gesellschaft überhaupt Einzug hielt. Insbesondere die patriarchalische Art, die Du Kommissar Keller hier vorhälst, war in den Behörden noch sehr, sehr lange anzutreffen. Und das typische Mobiliar der Altbauwohnungen, wie auch heruntergekommene Kneipen, die ihre Blütezeit bereits in den 50er und 60er Jahren hatten, fanden sich teils noch bis weit in die 80er Jahre.

Und da "Der Kommissar" in München, also in Bayern spielte, wo man sich mit sozialliberalem Gedankengut besonders schwer tat, ist die Serie aus meiner Sicht recht authentisch, so wie sie gedreht und umgesetzt wurde. Man mag sie mögen oder auch nicht, doch antiquiert und rückständig war sie auch damals mit Sicherheit nicht. Das drängt sich für einige wohl hauptsächlich wegen der Schwarzweiß-Inszenierung auf. Bedenkt man aber, wie schleppend seinerzeit der Umstieg auf Farbfernsehgeräte verlief, hätte die Serie als Farbproduktion vermutlich auch nicht mehr Pluspunkte sammeln können. Im Gegenteil, nur mit der alten Schwarzweißtechnik ließen sich die teils düsteren Schauplätze der Reihe auch so schaurig schön ablichten und den Gänsehauteffekt aktivieren.

Ich vergleiche das gerne mit den alten Edgar Wallace Filmen, auch da bringen für mich vor allem die Schwarzweißfilme der Reihe die beste Spannung rüber, weil diese Art von Geschichten und Schauplätzen nur in Schwarzweiß eine echte Symbiose bilden und damit die perfekte Atmosphäre schaffen. Da stinkt Farbe einfach nur gnadenlos ab... und ich denke, beim "Kommissar" wäre es ebenso gewesen. Der Titel-Schriftzug im Vorspann ist natürlich optimal auf Schwarzweiß abgestimmt und unverkennbar ein Kind der 60er Jahre. Aber die erste Folge lief ja auch bereits am 3.Januar 1969...

Gruß
Stahlnetz