Zweifellos hat Karl May mit seinen Büchern Scharen von jungen Lesern begeistert und die ersten Eindrücke und Vorstellungen vom wilden Westen und den Indianern geprägt.

Zu Glauben, dass die in seinen Büchern verwendeten Sprachfetzen tatsächlich den entsprechenden Stämmen zuzuordnen ist zu optimistisch gedacht. Dafür gibt es zu viele gravierende Fehler . Beginnend bei der Beschreibung von Winnetou, er wird in Kleidung und Haartracht als Prärieindianer geschildert. Tatsächlich war die Tracht der Mescalero, wie (fast aller) Apachen-Stämme weit schlichter. Auch seine Zeichnung von Gut und Böse ist sehr einseitig, Sioux (auch hier falsche Bezeichnung, gemeint sind hier Lakota = Teton- oder Okchenti Wakontin = 7 Ratsfeuer) sind durchweg „böse“, ein Bild welches zum Zeitpunkt der Enstehung der Bücher wohl durch die Mär vom „Custer-Massaker“ geprägt wurde. Unterschlagen wird auch, daß gerade die Apachen, besonders Chiricahuas und Mescalero gefürchtete Guerilla-Krieger waren und für ihre Unbarmherzigkeit im Kampf gefürchtet waren. Dergleichen Fehler treten häufiger auf, z. B. die Benennung der Navajo als Apachenstamm im Schatz im Silbersee, wäre dem so, warum muss sich dann Winnetou im Ölprinz gegen diese Navajos zur Wehr setzen?

In den Filmen der Karl May-Reihe wird mit ziemlicher Sicherheit kein „indianisch“ gesprochen, hier sind so viele Details fehlerhaft dargestellt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sich einer der Produzenten darüber Gedanken gemacht hat.

Das bekannteste Beispiel für „indianische“ Dialoge dürfte Costner’s Der mit dem Wolf tanzt sein.
Graham Greene (Kicking Bird) ist Oneida (NE der USA/Kanada) und Rodney A. Grant ist Omaha, mit den Lakota verwandt und dennoch mussten sie den Lakota-Dialekt lernen.

Floyd Red Crow Westerman, Jimmy Herman und Michael Spears sind Lakota und sprechen ihre Muttersprache. Bekannt dürfte auch sein, dass im 2. Weltkrieg Navajos als Funker eingesetzt wurden, da ihre Sprache von niemanden „geknackt“ werden konnte.

Wer mehr über die Dialekte der Teton-Sioux, Nakota, Dakota und Cheyenne wissen möchte, sei das wunderbare Buch Hanta Yo von Ruth Beebe Hill empfohlen. Für Film und Fernsehen gibt es wunderbare Webseiten über „Native american actors“ wo man vieles über Herkunft und Stammeszugehörigkeit erfahren kann.

Verzeiht mir die Klugscheisserei, ich mag die Karl-May-Bücher immer noch, auch nach 45 Jahren und er ist „Schuld“ an meinem Interesse an den Ureinwohner Amerikas.

Gruss
Yancey aka Dakota



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.05.14 09:39.