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Re: Wut über Ungerechtigkeit in Filmen oder Serien
Das ist dann wohl letztendlich die "Magie" in Filmen. Auch wenn einem bewusst ist, dass das Fiktion ist, kann man mit den Charakteren mitfühlen.
Nachdem die Darstellung von Gewalt eigentlich im drastischer geworden ist, würde ich sogar sagen, dass die Darstellung von Ungerechtigkeit, Hilflosigkeit, ungerechter, ungerechtfertigter Gewalt und ungerechtem Verhalten vielleicht sogar noch gewaltiger wirkt, als jede grafische Darstellung das leisten könnte. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Aneinanderreihung irgendwelcher drastischer Gewaltszenen in Splatter-Movies als künstlich wahrgenommen werden, während man mit einer weniger drastischen, subtileren Darstellung bei entsprechender Charakterisierung der Figuren und der passenden Handlung eigentlich mehr erreichen kann. Das ist dann schon der Unterschied zwischen der als künstlich wahrgenommenen Gewalt in Filmen wie "Kill Bill", oder eben in Filmen wie "Irreversible", den ich persönlich so unerträglich fand, dass ich mir den Film garantiert nie wieder ansehen werde. Teilweise sind Geschichten auch gerade deshalb wirkungsvoll, weil sie der Erwartungshaltung des Publikums, hier ein Happy Ending oder eine höhere Gerechtigkeit erzählt zu bekommen, widersprechen. Obwohl klassisches Drama eigentlich oft so funktioniert, sind wir bei Filmen fast schon auf eine positive Auflösung geradezu konditioniert. Umso größer ist die Aufregung, die emotionale Belastung, wenn das nicht der Fall ist. Da sind wir vielleicht etwas in den Vorstellungen gefangen, wie ein guter Film aussehen soll. Beim Blick "über den Tellerrand", in japanische Filme und Serien ist mir jedenfalls aufgefallen, dass zumindest dort diese Erwartungshaltung selbst bei vermeintlich seichterer Unterhaltung nicht immer bedient wird. Die Leute scheinen das dort eher zu akzeptieren und zu mögen. Der Eine oder Andere hier erinnert sich vielleicht noch an "Barfuß durch die Hölle". In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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