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Re: Heiligsprechung im 21. Jahrhundert
Sir Hilary schrieb:
------------------------------------------------------- > Deine Kritik wäre sicher in früheren Zeiten > angebracht , aber wo hat so was heute noch auf > Politik oder Gesellschaft Einfluss? Ob Mutter > Teresa oder Klaus Kuckuck heilig gesprochen wird > , deshalb drehen sich die Uhren trotzdem wie > vorher.. Jetzt wohl heilige Figuren wie Mutter Teresa dienen auch heute noch dazu, die Kirche ins "rechte Licht" zu rücken, um ihre gesellschaftliche Stellung zu rechtfertigen, indem man die Legende des selbstlosen Dienstes an der Menschheit, Karitativität und Humanität inszeniert. Dahinter verbirgt sich dann die Stützung des Machtapparates, seine Finanzierung und Missionierung, um den Einfluss der Kirche mindestens zu erhalten, idealerweise aber wieder auszubauen. Das verbirgt sich offensichtlich auch hinter dem Mythos Mutter Teresa, der jetzt durch die Heiligsprechung noch mehr Legitimation erfahren hat. Das zieht nicht nur bei Teilen des Volkes - glücklicherweise zunehmend weniger - aber vor allem bei Volksvertretern, bei denen die hochrangigen Kirchenvertreter ein- und ausgehen. Bemerkenswert ist es eigentlich nicht, dass es diese Verbindung zwischen Kirchen und Politik gibt, bemerkenswert ist das Ausmaß, entgegen aller demografischen Entwicklung in Europa und Deutschland. Der Grad der Einbindung der Politik in kirchliche Ehrenämter und auch konkrete Verwaltungsposten in den diversen Wohltätigkeitskonzernen zeigt schon auf, dass man bei dem Begriff "Lobby" nicht nur auf Industriellenverbände oder Energieversorger ein Auge werfen muss, sondern auch auf die Kirchen, die sich ihre Karitativität vom Staat gut bezahlen lassen, während die Kirchen weiterhin das Märchen propagieren, dass das alles aus ehrenamtlicher Arbeit und Kirchensteuer finanziert sei. Hier geht es nur um Machterhalt, Machtsicherung, Machtausbau, Finanzierung des gigantischen Apparates, um noch mehr Menschen mit dem speziellen Religionsverständnis ungefragt beglücken zu können, indem man kräftig missioniert. Um humanistische Werte, eine freiheitlich-demokratische Grundordnung, dem was man bei uns wohl als "des Glückes Unterpfand" nennt, geht es hier bestimmt nicht, und das zeigt sich eben überall, wo man hinter die Fassade blickt. Auch der jetzige Papst wird daran nichts ändern, als letzter absolutistischer Herrscher Europas, und eine heilige Mutter Teresa ist ein Mittel dazu, dass sich möglichst nichts ändert. Die "Causa Mutter Teresa" erstreckt sich nach ihrem Tod über die Amtszeit von drei Päpsten. Der Mythos wird mindestens seit den 70ern verbreitet - dann wären es schon fünf Päpste(?), unter denen das medial für die Kirche genutzt wird, obwohl schon seit einigen Jahren öffentlich bekannt ist, dass da etwas faul mit der Frau in ihrem Handeln war, sich die Kritik in den letzten Jahren sogar noch mehrte. Die Päpste sollen das alle nicht gewusst haben, wie auch das Kardinalskollegium nicht? Das kaufe ich denen nicht ab. Entweder hat man das abgefeiert und für gut befunden, oder der Zweck "heiligte" die Mittel, um der Kirche zu einem besseren Außenbild zu verhelfen. Beim Seligsprechungs- und beim Heiligsprechungsverfahren wird sogar ein Kirchenvertreter als "advocatus diaboli" ("Anwalt des Teufels") eingesetzt, der aufs Tapet bringen soll, was bei der betreffenden Person gegen die Seligsprechung und Heiligsprechung spricht. Die Unschuldsvermutung, davon nichts gewusst zu haben, zieht da einfach nicht mehr. Da ist etwas institutionell faul, und das zeigt sich nicht nur hier, sondern eigentlich überall, wo man die Katholische Kirche hinterfragt. Mutter Teresas Heiligsprechung entspricht dieser Widersprüchlichkeit der Kirche, und die Heiligsprechung setzt diesem noch eins drauf, indem ein Bild inszeniert wird, auf das noch eine Menge Leute hereinfallen. Selbst die öffentlich "in Ungnade" gefallenen werden in dieser Kirche weggelobt. Bischof Tebartz van Elst sitzt jetzt in Rom, sitzt jetzt im vom Papst Benedikt 2010 geschaffenen "Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung", in dem darüber beraten wird, wie sich Europa und Deutschland wieder missionieren lässt, wo man an Boden verloren hat. Warum also darum ein Fass aufmachen, wenn man das nicht glaubt und mit Heiligenverehrung sowieso nichts zu tun hat? Weil das Teil einer größeren Strategie ist, mit der man weiterhin Einfluss ausüben will, und zwar ausdrücklich nicht nur auf die Gläubigen. Auch, weil beispielsweise Leute für das "christliche Abendland" auf die Straße latschen und das selbst dann normal finden, wenn sie gar nicht in irgendeiner Form gläubig sind. Die Strategie ging schon zu Lebzeiten auf - jeder weiß, wofür "Mutter Teresa" sprichwörtlich steht. Damit ist ein gesellschaftlicher und politischer Anspruch verknüpft, den diese Kirche nicht erfüllt. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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