@timtraurif: "... Und hat man nicht als Trauernder auch eine gewisse Verantwortung seiner Umgebung gegenüber?"
Nicht nur seiner Umgebung gegenüber, sondern auch sich selbst gegenüber. Jeder Mensch lernt irgendwann den Schmerz und die Trauer kennen, wenn ein Familienmitglied stirbt. Natürlich trifft es uns tief und persönlich und man vergräbt sich eine Zeitlang in sich selbst. Andere sollen einen in Ruhe lassen. Vielen hilft es, wenn sie sich in ihre Jobs vergraben, um Abstand zu gewinnen und dabei lernen loszulassen.
Aber bei einigen anderen kommt stattdessen die Zeit des Selbstmitleids. Die subjektive Blickweise gerät aus den Fugen und man sieht nur, wie gut es anderen und wie schlecht es mir doch geht und empfindet das als ungerecht. Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, möchte man sein Stückchen vom guten Kuchen abbekommen.
Die bequemste Art und Weise ist, wenn man sich - ich sage das jetzt ganz bewusst knallhart - im Selbstmitleid "Ach, was geht es mir doch schlecht!" so wohl fühlt wie ein Schwein in der Suhle und nicht mehr heraus möchte. Die anderen bemitleiden micht schließlich und kümmern sich um mich und ich brauche nur pfeifen, damit die anderen springen. So bleibe ich in meiner Suhle aus Selbstsüchtigkeit und nehme mir nun alles, wovon ich das Gefühl habe, dass ich darum betrogen wurde.
Dass man nun die anderen betrügt, sieht man nicht mehr. Auch, dass sich mit der Zeit nach und nach alle Personen abwenden, weil sie diese Selbstmitleidstour natürlich erkennen und nicht mehr mitmachen, bekommt man viel zu spät mit. Bis dahin heult man weiter, dass man von allen im Stich gelassen würde etc. pp. Kein Wort davon, dass man nur der Aufmerksamkeit wegen selbst den Hintern nicht mehr hoch bekommt bzw. bekommen will und weiterhin diese (unverdiente) Aufmerksamkeit erwartet - welche korrekterweise aber immer mehr verebbt.
Bis irgendwann nach Jahren ein Scheidepunkt erreicht ist, wo man sich entweder wieder fürs Leben entscheidet und aus der Suhle krabbelt. Oder glaubt, dass sich die Welt nun ganz abgewendet hat und sich von/aus ihr verabschiedet. Damit kommt dann erneut die Verantwortung für die Umgebung ins Spiel, die dann einem Schmerz und einer Trauer ausgesetzt ist, die eigentlich von dem Verstorbenen in voller Absicht aufzwungen wird, um sie mit dem Weggang zu "strafen". Was aber kaum eintreten wird, denn selbstsüchtige Personen vergisst man gerne schnell. Hoffentlich kann Frau Schürmann noch krabbeln oder lernt es in Bälde . . .
Leid tut sie mir nicht mehr, denn alle anderen Menschen erfahren in ihrem Leben ebenfalls Schmerz und Trauer. Es gibt viele Menschen, die wesentlich mehr Leid im Leben erfahren haben als Frau Schürmann - und sich trotzdem nicht in ewige Trauer verkriechen. Wenn ich ablebe und jemand verkriecht sich dermaßen, dann hoffe ich, dass ich als Geist zurückkehren kann, um ihm ordentlich in den Hintern zu treten: "Jaul nicht rum, du lebst, also lebe und mach was draus. Oder willst du das Beweinen einer Person am Jüngsten Tag als dein einziges Lebensergebnis vorweisen?"