Jedes religiöse Symbol ist politisch, wenn sich Religion in den politischen Diskurs einmischt.
Da bin ich persönlich auch nicht von jedem Kreuz im öffentlichen Raum sonderlich begeistert, und letztendlich ragen Kirchtürme auch bestimmt nicht über die Gemeinden in Deutschland, damit man die Kirchturmuhr besser lesen kann, sondern auch weil damit baulich einen räumlich begrenzten Hegemonieanspruch über die Köpfe der Menschen demonstrieren will, gerne auch entgegen den demografischen Gegebenheiten, wie man im heute "erzkatholischen" Leipzig gegenwärtig mit dem Bau einer neuen Kirche bestaunen kann - selbstverständlich direkt gegenüber des Rathauses.
Es ist also nicht so wahnsinnig abwegig, wenn die Einblendung religiöser Symbolik im BR nicht einfach nur Werbung für eine Religion ist, sondern auch mit einer politischen Tragweite verbunden ist.
Dessen scheint man sich ja bewusst zu sein. Hier scheint es halt nur vorwiegend Kritiker auf den Plan zu rufen, die sich im "christlichen" Bayern wähnen, wenn sie nicht gar in Vorstellungen vom "christlich-jüdischen Abendland" schwelgen, die selbst von CSU und Co. immer wieder als Blendgranate eingesetzt werden.
Dabei wird verkannt, wer auch maßgeblich an der Programmgestaltung beteiligt ist. Da sitzen die Kirchenvertreter, wie auch Vertreter der "hohen Politik" in den Fernsehräten, die auch an anderen Stellen im religiösen Umfeld mit Posten bedacht sind.
Ohne die Kirchen läuft da nicht außer die Nase, in keinem Bundesland, bei keinem Fernsehsender. Von den Öffentlich-Rechtlichen, bis hin zu den Privaten werden nicht nur Übertragungen von Messen gesendet und finanziert, sondern es wird auch auf subtilere Art religiöse Werbung betrieben und Politik gemacht, indem die eine oder andere Doku ins Programm kommt, in der die Kirchen etwas wohlwollender dabei wegkommen.
Es ist also nicht gerade so, als würde über das Fernsehen keinerlei religiöse Werbung und politische Meinungsbildung seitens der Religionen betrieben. Jetzt taucht halt nur der Islam selbst im BR als "neuer Player" im Spiel auf, und das scheint so manchem "Alpen- und Abendländler" in Personalunion wohl sauer aufzustoßen.
Dabei sehe ich im größeren Rahmen der zwei großen Kirchen und den maßgeblichen Akteuren in der Politik in Deutschland eher eine andere Entwicklung, die ich schon mit so etwas wie "Querfrontstrategie" umschreiben würde.
Von NRW weiß ich beispielsweise, dass hier seitens der Kirchen und der Politik parteiübergreifend im Hintergrund an der Anerkennung verschiedener muslimischer Verbände und Vereine als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" schraubt, damit muslimische Verbände den Kirchen gleichgestellt werden können.
Das geschieht bestimmt nicht aus reiner Herzensgüte, oder aus dem Gedanken der Gleichbehandlung heraus, bestimmt auch nicht, weil man die religiösen Positionen der in den Verbänden so toll findet, oder wie in manchen Verbänden die äußere Steuerung und Beeinflussung aus Ankara. Nö. Hier geht es mehr um Bestandswahrung und Sicherung der eigenen Privilegien, die seit Jahren in der Kritik stehen. Dafür geht man auch mal "unheilige Allianzen" ein.
Anstatt die Trennung von Staat und Kirche konsequenter zu vollziehen, wird jetzt Gleichbehandlung dahingehend interpretiert, dass alle ihre Extrawurst kriegen sollen, und die Fernsehsender werden dafür genutzt, ein wohlwollendes Klima zu schaffen, um das den Leuten auch unterjubeln zu können - obwohl diese mit den Füßen abstimmen und austreten - auch in Bayern.