Ich denke schon, dass ich das zusätzliche Angebot genutzt hätte, wenn wir in Reichweite der Sender gelebt hätten. Allerdings habe ich keine Vorstellung davon, wie das DDR-Programm überhaupt gestaltet war.
So schlecht kann es um Film und Schauspielerei aber auch nicht bestellt gewesen sein, wenn man sieht, wie viele ostdeutsche Schauspieler auch heute noch über unsere Bildschirme flackern. Bei sehr vielen nimmt man die ostdeutsche Vergangenheit auch gar nicht mehr wahr, weil sie zu gesamtdeutschen Stars geworden sind.
Und überhaupt, diese 'Ostalgie' ist eigentlich 'Nostalgie', wenn auch auf einem spezifisch ostdeutschem Weg, bedingt durch die unterschiedlichen Staatsgebilde. Im Westen schielt man genauso romantisierend und entrückt auf die Wirtschaftswunderjahre. In romantischer Verklärung freut man sich über Goggomobil und BMW Isetta und klammert dabei aus, dass sich die Menschen solche Vehikel bestimmt nicht gekauft hatten, weil sie ökologischer Leben wollten und Pullmann-Benz und Opel Kapitän scheiße fanden. In vielen Belangen war die Bundesrepublik vielleicht der bessere Gegenentwurf, aber bestimmt auch nicht perfekt.
Ich halte es jedenfalls für völlig normal, wenn Menschen das Bedürfnis haben, sich an vergangene Zeiten zu erinnern, gerade weil die Wiedervereinigung ein so gewaltiger Einschnitt im Leben der Ostdeutschen war, besteht auch ein Interesse nach Aufarbeitung. Da interessiert auch nicht immer die große Politik, sondern der ganz konkrete Alltag.
Mich fasziniert die DDR als Wessi jedenfalls ungemein, aus dem einfachen Grund, weil dieses Staatsgebilde - und damit ein gewaltiges Stück Alltagskultur - nach dem Heilsversprechen der 'blühenden Landschaften' innerhalb kürzester Zeit fast völlig verschwunden war. Ich hätte die DDR jedenfalls gerne selbst kennengelernt, um mir ein eigenes Bild zu machen.