Donnerstag, 19. Mai um 23.50 Uhr:
"Der Busenfreund"
Senderinfo:
""Der Busenfreund" ist eine von Ulrich Seidls schmerzhaft komischen Betrachtungen der Abgründe der menschlichen Existenz. René Rupnik, der sich selbst darstellt und in realiter der Mathematiklehrer Seidls war, ist ein Sonderling. Ein Mensch, der ganz in seiner Vorstellungswelt lebt, diese Realitätsverweigerung aber eloquent und selbstbewusst vertritt und sich deshalb als perfekter Mitspieler in Seidls Filmkosmos erweist. Seine obsessive Verehrung der in Wien geborenen Schauspielerin Senta Berger, seine auf Busen und Hintern basierenden Veranschaulichungen mathematischer Lehrsätze sind zwar grenzwertig, aber für den Zuschauer auch komisch und insofern nicht ohne Charme. Doch je mehr Rupnik sich in seine Fantasiewelten hineinsteigert, je gelöster er mit seinen Obsessionen umgeht, desto mehr zeigt Seidl die Schattenseiten seiner Existenz: die Türme an nutzlos gesammelten Zeitschriften, das heillose Durcheinander, die Lieblosigkeit, mit der er seine Mutter behandelt.
Inszeniert hat der Filmexzentriker Seidl dies wie in anderen seiner fiktionalen Dokumentarfilme, indem er den Darstellern einen Rahmen gibt, in dem sie sich selbst inszenieren. Die Kamera steht häufig fest, die Nebendarsteller, die Requisiten sind sorgsam tableauartig arrangiert und bilden die Bühne für René Rupnik. Sein Sendungsbewusstsein und grenzenloser Narzissmus lassen nie den Gedanken aufkommen, dass hier ein Außenseiter vorgeführt wird. Es ist immer er selbst, der sich bloßstellt und den Zuschauern Einblicke in seine Obsessionen und Zwänge gewährt und das vornehmlich nur mit einer Unterhose bekleidet. So schlägt das Amüsement der Zuschauer zunächst in Unglauben und dann in das Unbehagen um, das die besten Seidl-Filme kennzeichnet."
Quelle: arte tv Programm .de