Die Spiele der Fußball-Bundesliga verfolge ich meistens live übers Internet-Radio mit dem Programm Phonostar. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass sich ein vom Moderator abgerufener Reporter nicht meldet. Im Hintergrund ist dann immer die Kulisse zu hören. Technisch funktioniert die Schaltung also, aber der Reporter bleibt stumm oder redet gerade mit jemand anderem.
Dabei hat doch jeder Reporter einen Plan vor sich liegen, auf dem verzeichnet ist, welcher Sender für welche Uhrzeit eine Reportage bestellt hat und damit auch erwartet. Henry Vogt von Radio Bremen erklärt das in diesem Video ganz genau:
Aber ausgerechnet diesem Henry Vogt passierte gestern das Missgeschick, seinen Einsatz zu verpassen. Weil ich die Sequenz aufgenommen habe, kann ich den genauen Wortlaut wiedergeben.
In der Halbzeitpause des Spiels Werder Bremen – TSG Hoffenheim kündigt der Nachrichtensprecher von Radio Bremen um 19.03 Uhr die Reportage an: "Live aus dem Weserstadion Henry Vogt." Dann folgen acht Sekunden Pause mit Stimmen und Musik aus dem Hintergrund. "Ja, da sollte sich jetzt eigentlich Henry Vogt melden aus dem Weserstadion, aber offenbar . . ." Der Reporter wird (wahrscheinlich von einem Techniker) gerufen und antwortet mit "Ja." Dann setzt der Nachrichtensprecher seinen Satz fort: ". . . geht da irgendetwas schief."
Henry Vogt bemerkt, dass er seinen Einsatz verpasst hat, weiß aber nicht, dass er auf Sendung ist: "Oh! – Das tut mir leid. Das hab ich jetzt verpasst. – Haben die mich gerufen? – Pardon! – Hab ich . . . ist völlig untergegangen. Hab ich jetzt überhaupt nicht auf dem Zettel gehabt. Ich war jetzt grad mit was anderem beschäftigt."
Der Nachrichtensprecher meldet sich wieder: "Dann müssen wir das jetzt leider abbrechen. – Ja, das kommt leider nicht zustande. Okay." Henry Vogt scheint den Nachrichtensprecher nun über den Kopfhörer zu hören und sagt kurz: "Ja." – "Oder ist Henry Vogt jetzt doch da?" fragt daraufhin der Sprecher. Die Antwort aus dem Stadion lautet: "Ja, er ist jetzt doch da. Pardon, ich war grad eine Moment lang nicht aufmerksam genug. Insofern kann ich sagen, es ist Halbzeitpause im Bremer Weserstadion."
Wie wenn nichts passiert wäre, legt der Reporter mit 48 Sekunden Verspätung los mit seinem Halbzeitkommentar von 36 Sekunden Länge. Zum Abschluss fügt er noch hinzu: "Pardon für diesen kleinen Patzer!" Der Nachrichtensprecher nimmt die Entschuldigung an: "Das kann vorkommen."
Das kann vorkommen, aber es darf nicht vorkommen, möchte ich an dieser Stelle Loriot zitieren. Wozu haben denn die Reporter diesen Plan mit den genauen Zeitangaben? Ich finde, es passiert einfach zu oft, dass ein Reporter seinen Einsatz verpasst.
In dem geschilderten Fall kann man es noch eher verstehen, weil noch Halbzeit war. Wenn Henry Vogt mit etwas anderem beschäftigt war, hat er vielleicht gerade seine wohlverdiente Halbzeit-Bratwurst zu sich genommen. Aber diese Pannen passieren leider auch während des Spiels. Der Radiohörer möchte gern über das Spiel informiert werden, doch der Reporter meldet sich nicht.
Auf der anderen Seite amüsiert man sich natürlich darüber. Möglicherweise findet sich diese Panne ja im Jahresrückblick von Radio Bremen wieder. Ich werde diese Aufnahme auf jeden Fall speichern.
Erstaunlich ist übrigens, wie viel Geduld der Nachrichtensprecher in diesem Fall hatte. Vielleicht liegt es daran, dass Radio Bremen ein "kleiner" Sender ist. Der WDR hat nicht so viel Geduld und macht normalerweise direkt weiter, wenn sich ein Reporter nicht meldet.