|
Re: Was haben die Leute früher gemacht, als es noch keinen Fernseher gab?
Bedenkt man, daß in Deutschland erst ab 1930 herum ein Großteil der privaten Haushalte an das öffentliche Stromnetz angeschlossen wurde, erscheint die Frage irgendwie um so interessanter...
Wenn meine Oma (Jahrgang 1897) damals gerne erzählte, wie sie als junges Mädchen die Abende verbrachte im Kreise der Familie, ohne Elektrizität bei Kerzenschein und natürlich ohne Radio und ohne Fernsehen, dann konnte ich mir das als kleiner Knirps schon kaum vorstellen. Denn als ich anno 1957 das schnöde Licht dieser Welt erblickte, waren Strom und Radio längst eine Selbstverständlichkeit, und nur ganz wenig später hielt auch der erste Fernseher Einzug ins Haus. Ich bin also aufgewachsen mit diesem Glotzomaten und dem noch blutjungen Fernsehen, noch dazu inmitten des Wirtschaftswunders. Vokabeln wie Entbehrung und Verzicht wurden in dieser Zeit nur ungern in den Mund genommen, denn das hatte man während des Krieges zur Genüge erlebt. Wenn es um die technischen Errungenschaften der Nachkriegszeit ging standen aber zunächst praktische Anschaffungen für den Haushalt, wie etwa Waschmaschine, Kühlschrank, Gasherd im absoluten Vordergrund. Oder eben ein neues Motorrad oder gar ein Auto, damit der Vater leichter und schneller zur und von der Arbeit kam. Erst dann kam die Anschaffung eines Fernsehers in Betracht. Insofern kenne ich aus meinen frühen Jahren auch noch etliche Haushalte, die eben noch keine Glotze hatten, auch in der eigenen buckeligen Verwandschaft. Diese Leute gingen dafür dann z.B. regelmäßig ins Kino und bekamen dort Filme zu sehen, von denen wir damals im TV nur haben träumen können. Auch so ein Aspekt, an den heute kaum noch jemand denkt, weil wir es längst gewohnt sind den neuesten Blockbuster von der Leinwand sehr zeitnah auch auf dem heimischen Flachbildboliden sehen zu können. Soetwas gab es damals aber noch nicht; bis da ein aktueller Film ins Fernsehen kam, vergingen viele Jahre. Eine Nachbarin von uns, obwohl ihr Vater Fernsehtechniker war, hatte sich erst im Alter und als sie krank wurde, einen Fernseher besorgt. Sie hörte bis dato viel lieber Radio und las sehr viel. Ihre drei Kinder (in etwa meine Altersklasse) wuchsen also tatsächlich ohne Fernseher und somit ohne meine heißgeliebten Serien auf. Und trotzdem sind sie ganz normale Erwachsene geworden, keine gefrusteten Psychopathen... Gruß Stahlnetz In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|