Nicht nur "Lancer" fristet ein Mauerblümchendasein in der Erinnerung vieler Nostalgiker, Wilkie, auch die wunderbare Westernserie "Hondo" haben die meisten einfach nicht mehr auf dem Plan. Und an die zahlreichen Titel im 25-Minuten-Format denken leider auch nur noch die wenigsten. Hätte die Pidax hier nicht schon "Eisenbahndetektiv Matt Clark", "Abenteuer im Wilden Westen" und "Großer Adler - Häuptling der Cheyenne" auf DVD veröffentlicht, fiele den meisten vermutlich nur noch "Westlich von Santa Fé" ein, weil diese Serie über viele Jahre und mit seinerzeit erstaunlichen 110 Episoden vom ZDF gezeigt wurde. Serien wie...

- Der Texaner (The Texan)
- Union Pacific
- Yancy Derringer
- Der Mann ohne Namen (A Man Called Shenandoah)
- Wilder Westen Arizona (Tombstone Territory)
- Wells Fargo (Tales Of Wells Fargo)
- Geächtet (Branded)
- Johnny Ringo (innerhalb der ZDF-Reihe "Von Cowboys, Sheriffs und Banditen")
- Law of the Plainsman (innerhalb der ZDF-Reihe "Von Cowboys, Sheriffs und Banditen")
- The Westerner (innerhalb der ZDF-Reihe "Von Cowboys, Sheriffs und Banditen")
- Black Saddle (innerhalb der ZDF-Reihe "Von Cowboys, Sheriffs und Banditen")
- Der Kopfgeldjäger (Wanted: Dead or Alive)
- Der Mann ohne Colt (Man Without A Gun)
- Wyatt Earp greift ein (The Life And Times Of Wyatt Earp)

… dürften bei vielen durch die Dominanz der bekannten "großen" Familienwesternserien ziemlich aus dem Gedächnis gerutscht sein.

"Lancer" bewerte ich ähnlich wie Du, Wilkie. Es waren unter den 26 gezeigten Folgen einige gute dabei, aber auch ziemliche Langeweiler. Am meisten sitzt mir noch der markante Vorspann in Erinnerung sowie die nicht minder markante Synchronstimme (Jürgen Clausen) von James Stacy. Und natürlich sein rotes Hemd mit den Rüschen, welches ich anno 1971 aber noch in Schwarzweiß sah ;-) Hier mal zur Erinnerung die Titelmelodie von "Lancer": [www.youtube.com] . Es sind übrigens sogar komplette Episoden in der Tube zu finden....

Ein würdiger Nachfolger von "Am Fuß der blauen Berge" konnte "Lancer" meiner Meinung schon deshalb nicht werden, weil die Serie qualitativ gar nicht in der gleichen Liga spielte. Ist natürlich durchaus möglich, daß "Am Fuß der blauen Berge" hierzulande dermaßen den Bonus der ersten im TV gezeigten Westernserie genoß, daß man als Zuschauer alle Nachfolger automatisch daran maß. Und da ich als kleiner Knirps zu Beginn der 60er Jahre schon mit dem Vater zusammen Westernserien gucken durfte, also diverse Folgen von "Am Fuß der blauen Berge" bereits bei der Erstausstrahlung erlebte, kann ich mich von diesem Phänomen vielleicht auch nicht ganz freisprechen ;-)

Aus heutiger Sicht bestehen für mich aber auch rückblickend wesentliche qualitative Unterschiede zwischen den Westernserien der 50er und frühen 60er Jahre und denen der späten 60er oder gar den frühen 70er Jahren. Der gesellschaftliche Wandel jener Ära reflektierte zwangsläufig auch auf die TV-Produktionen, zunehmend mußte alles noch familienfreundlicher werden. Und wenn in jener Konsequenz Hoss Cartwright den Osterhasen mimte, Buck Cannon sich wegen Liebeskummer zum Volldeppen stempelte, Blue Boy Cannon den Softie spielte oder ein Johnny Madrid Lancer auf amourösen Freiersfüßen wandelte, so hatte dies nicht mehr wirklich etwas mit dem guten alten Western zu tun. Und solcher Nonsens bliebt einem bei "Am Fuß der blauen Berge" zum Glück erspart, wenngleich es natürlich auch dort durchaus mal schwächere Folgen gab. Die Serie blieb aber stets ein WESTERN...

Gruß
Stahlnetz


Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann