Na, zum einen die liebliche Tammy, das Landkind (oder "Redneck"), das mit herzallerliebstem Dialekt in einer neureichen Industriellenfamilie alle Bewerberinnen (mit perfektem Englisch) auf eine Sekretärinnenstelle aussticht und mit ihren Hinterwäldler-lebensweisheiten die heile Welt der Reichen durcheinanderbringt. Zum anderen natürlich ihre Sippschaft, allen voran Onkel Lucius, die auf ihre Art ganz liebenswert sind, aber so ganz und gar keine Manieren haben und deshalb von einem Schlammssel in den nächsten geraten und Tammy natürlich mit reinziehen.

Man darf die "Comedy" der 60er nicht mit der heutigen Comedy vergleichen. Geht es heute nur darum, jede Dialogzeile mit noch so an den haaren beigezogenen Jokes aufzupeppen und die Witze dem Zuschauer förmlich aufzudrängen, und seien sie noch so flach, kam es bei den 60er Jahre Sitcoms eher darauf an, eine humorvolle Geschichte mit dezenten Jokes und Situationskomik zu erzählen. Bei Lieber Onkel Bill entsteht der Humor aus der Situation eines völlig überforderten Butlers, der mit dem plötzlichen Auftauchen von drei Kindern so gar nichts anzufangen weiß und für den diese kindliche Welt eine Katastrophe darstellt. Sowas wäre heutzutage einfach nicht mehr möglich, weil das die neue generation der Zuschauer öde und gar nicht lustig findet. Da muss dann schon ein Proll vom Schlage eines Al Bundy rumsitzen und blöde Sprüche von sich geben, eine Blondine alle register des Blondinenwitzklischees ziehen, oder ein wuscheliger Außerirdischer seine menschliche Gastfamilie ständig ziemlich derb auf den Arm nehmen. Jeder Satz ein Lacher, unterstützt vom Konservengelächter, damit man ja nur auf die Schenkel klopft und lacht, weil sich das an der Stelle so gehört. Intelligenten Witz findet man heutzutage allenfalls nur noch bei britischen Sitcoms, aber da driften viele auch schon in amerikanisches Niveau ab.

Wenn du so willst, war der "Geist und Mrs. Muir" auch nur eine humorvolle Familiengeschichte, die ihre Komik aus dem trotteligen Neffen des Geisterkapitäns zog, der sich saublöde anstellte. Bei "Pistolen und Petticoats" war es der bescheuerte Sheriff und die schrulligen Großeltern, bei "Eddies Vater" und "Julia" waren es die lieben Kleinen, die nach dem Motto "Kindermund ist immer für einen Lacher gut" für den Humor sorgten. Bei "Drei Mädchen und drei Jungen" und den "Partridges" ging es dann schon etwas derber zur Sache, aber immer noch so liebevoll-niedlich und dezent, dass sich heute wohl kaum noch irgendwer aus der neuen TV-generation auf die Schenkel klopfen würde. Eine richtige Comedy, die zwar auch aus der Situation und von zahllosen Kinderstreichen lebte, aber schon viel mehr Witz als die anderen Familiencomedies an den Tag legte, war "Unser trautes Heim" mit einer genialen Pat Crowley.

Mir persönlich sind liebevoll erzählte Geschichten mit hand und Fuß und einigen dezenten humorigen Einlagen wesentlich lieber als der heutige Flachwitzmüll, der pausenlos produziert wird und über den ich so ganz und gar nicht lachen kann.

Aber amwerikanische Sitcom- bzw. Humoreinlagen sind ohnehin mit Vorsicht zu genießen. So meide ich seit meiner Kindheit eisern jede humorige Folge von Bonanza, denn die Serie war wirklich nur anschaubar, wenn geballert oder geprügelt wurde. Ansonsten - mit Ausnahme der beiden "Walter-Folgen - waren für mich die auf krampfhaften Humorversuch ausgelegten Bonanza-Folgen einfach unerträglich. Das gilt übrigens auch für andere Western- und krimiserien der damaligen Zeit, die witzig sein wollten, aber damit völlig daneben schossen, von "Sugarfoot", bei dem ich mich frage, wieso man für so einen Schmarrn überhaupt Geld rausgeworfen hat, über "F-Troop" bis hin zu "Dusty, Dusty". Selbst bezaubernde Jeannie kann ich heute nur noch mit viel Mühe ertragen, ebenso "Immer wenn er Pillen nahm" (den ich damals Klasse fand, aber damals fand ich so vieles Klasse, wovor mir heute graust), und "Verliebt in eine Hexe" geht ganz und gar nicht. genauso unerträglich finde ich "Hoppla, Lucy", die so furchtbar überdreht ist, dass es schmerzt.

Aber Tammy ist und bleibt einer meiner Lieblingsklassiker und ist immer für einen Lacher, zumindest aber für ein Lächeln, gut.

Der Lonewolf Pete