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Re: Nicht sehr objektiv
RF schrieb: > > Weshalb kann das, was Du "als Intelligent Design umbenannter > Kreationismus" bezeichnest, noch nicht einmal ansatzweise > wissenschaftlichen Ansprüchen standhalten, weshalb ist dies > bei der Evolutionstheorie anders und wie definierst Du > "wissenschaftliche Ansprüche". Nun gut. Ich wiederhole gerne, was ich bereits hier zu dem Thema ID vs. Evolutionstheorie geschrieben habe. Die Evolutionstheorie ist eine testbare wissenschaftliche Hypothese und hat dementsprechend Aussage- oder Vorhersagekraft, wie es von wissenschaftlichen Theorien erwartet wird. Denn die wissenschaftliche Methode basiert darauf, falsifizierbare Theorien zu formulieren, die dann im Experiment mit konkurrierenden Theorien evaluiert werden. In der Wissenschaft setzen sich die Theorien durch, die nicht widerlegt sind und durch die besten wissenschaftlichen Evidenzen unterstützt werden und damit der Wahrheit am nächsten kommen. Die Evolutionstheorie macht nachvollziebare Vorhersagen und gibt in sich schlüssige Erklärungsmodelle. Das in den USA derzeit von "erleuchteten" Kreationisten als "Alternative" zur Evolutionstheorie präsenierte Intelligent Design (ID) wird von Naturwissenschaftlern als Null-Hypothese bezeichnet : "Wenn darwinistische Modelle keine anscheinend ausreichende Erklärung für beobachtete Phänomene liefern können, dann muß ID richtig sein": Mit anderen Worten eine Null-Hypothese. Und Null-Hypothesen werden normalerweise weder von der Wissenschaft als wissenschaftliche Theorien anerkannt, noch gehören diese in Schulbücher. Erst recht nicht, wenn die Aussagen nachweislich derart unwissenschaftlich sind wie Intelligent Design. > Welche Erklärung hast Du dafür gefunden, dass es auch > Menschen gibt, die einerseits Wissenschaftler sind, aber > andererseits einer Religion angehören, deren Grundaussage die > ist, dass "Gott die Erde geschaffen hat"? Ich glaube, Du verwechselst da etwas. Es gibt wissenschaftliche Theorien, die den bekannten - und von mir eben beschriebenen - Ansprüchen genügen. Im Gegensatz zu Intelligent Design (!) Zu denen gehört seit mehr als hundert Jahren die Evolutionstheorie. Und dann gibt es den Glauben, der auf die Macht einer Gottheit vertraut. Ob jemand nun an eine Gottheit oder ein "höheres Wesen" glaubt oder nicht, muß jeder mit sich selbst ausmachen. Das hat aber alles weder mit Naturgesetzen oder wissenschaftlichen Theorien zu tun und gehört nicht in den Biologieunterricht. > Worauf basiert Deine Überzeugung, dass die Aussagen von ID > lächerlich seien, woraus leitest Du ab, dass alle Menschen > dieser Sichtweise zustimmen müssen und weshalb ist es > unzulässig, die Evolutionstheorie als lächerlich zu empfinden? Auch das habe ich bereits ausgeführt. Hier noch einmal mein Statement : Es bedurfte nun auch mehrere milliarden Jahre und milliarden hoch milliarden Mutationen und genetische Rekombinationen, daß die Arten so sind, wie sie heute sind. Und das spricht für die Evolution. Nur weil Kreationisten ihrem Aberglauben jetzt einen neuen Namen gegeben haben, macht das aus ID noch lange keine wissenschaftliche Theorie. Die Anforderungen für eine solche, habe ich bereits in meinem vorherigen Beitrag umschrieben. Und die werden von ID - im Gegensatz zur Evolutionstheorie - noch nicht einmal ansatzweise erfüllt. Intelligent Design ist einfach keine wissenschaftliche Theorie. Sie speist sich aus Denkfaulheit und Ignoranz. : "Ich bin ein kluger Kerl, und ich kann nicht verstehen, wie das alles durch Evolution entstehen konnte. Also konnte es nicht durch Evolution entstehen". Jeder Beweis, dass die Evolution an einer Stelle am Werk ist, wird sofort gekontert : Die nächste Ebene von Komplexität in einem biologischen System sei aber nur durch Design zu erklären. Wird den Kreationisten auch das widerlegt, gehen sie wiederum einen Schritt weiter und deuten Intelligenz als Ausdruck eines Schöpferplans. Diese Grundthese der Kreationisten ist ermüdend und für die Wissenschaft geradezu lächerlich. Denn die hätte gerne Hypothesen, die auch - wie bei ernstzunehmende Theorien normalerweise üblich - getestet werden können ! Die Auffassung, dass die Natur zu komplex ist, um ohne einen übersinnlichen Designer entstanden zu sein, ist von Charles Darwin bereits vor über hundert Jahren schlüssig und stimmig zunichte gemacht worden. Es ist nur ärgerlich, daß man sich am Beginn des 212. Jahrhunderts immer noch mit derart vorsinntflutlichen und vor allem widerlegten Thesen beschäftigen muß. Ich empfehle allen ID beseelten Kreationisten das Kapitel "Origins of extreme complexity and perfection" aus Darwins "Origin of Species". Sein Argument ist einfach und überzeugend, umso mehr, seitdem wir die Biologie noch besser verstehen. Darwin benutzte ein bekanntes Beispiel : das Auge. Bis heute ist es eine perfekte Widerlegung der Design-Idee. Zwar sind Augen komplexe Systeme, und wir verstehen nicht alle Details, wie sie funktionieren - aber die Evidenz, dass sie ohne bewusste Intervention entstanden, sind überwältigend. Evolution ist eine Serie erfolgreicher Fehler. Sie beruht auf natürlicher Selektion, auf erblichen Unterschieden und auf der Fähigkeit zur Reproduktion. Sie braucht Variationen und kann nur mit dem arbeiten, was zufällige Mutationen ihr bieten. Das Resultat sieht oft nach Perfektion aus, ist aber das genaue Gegenteil. Augen verschiedener Arten haben sich 50-mal oder mehr unabhängig voneinander in den verschiedenen Tiergruppen entwickelt. Das Problem, dem Licht Informationen über die Umwelt zu zu entnehmen, wurde auf vielen verschiedenen Wegen gelöst. Tatsächlich ist die scheinbare Vollkommenheit der Augen ein stichhaltiges Argument gegen Intelligent Design, denn jede Augenkonstruktion hat ihre eigenen, mitunter erheblichen Schwächen und Fehler. Die Augenkonstruktionen der Menschen, Tintenfische, Würmer oder auch Spinnen erledigen ihre Aufgabe, das Licht auf eine Ebene aus Zellen zu fokussieren, die es in Nervensignale umwandeln können, auf sehr ähnliche Weise. Je größer die Linse ist, desto besser kann das Auge sehen. Alle Augenkonstruktionen sind das Ergebnis der Umwelt-Anforderungen in ihrer evolutionären Vergangenheit Die Evolution hat alle biologischen Systeme immerwährend modifiziert, aber keines perfektioniert ! Ihre Fähigkeiten sind begrenzt. Auch unser Auge ist ein Sklave dieses nicht zu beugenden Gesetzes. Es begann in der Evolution als ein Fleck lichtempfindlicher Zellen auf der Haut, die sich später zu einer becherartigen Vertiefung und dann zu einer primitiven Lochkamera umformten. Die Augen der Libelle sehen so aus, wie sie aussehen - nicht weil ihre Konstruktion perfekt ist, sondern weildie Konkurenzentwürfe einfach weniger erfolgreich waren. Das menschliche Sehvermögen ist alles andere als perfekt, weshalb wir übrigens Brillen, Teleskope und Mikroskope konstrieren mussten. Auch wenn die Kreationisten Beispiel auf Beispiel häufen für das, was sie als Design ansehen - die Evidenz spricht gegen sie. Sowohl der Mensch, wie auch alle anderen Arten, die auf diesem Planeten kreuchen und fleuchen, ist nicht das Werk eines großen "Erfinders", sondern eines naturwissenschaftlichen Prozesses ohne Bewußtsein. Wenn es einen Designer da draußen geben sollte - was ich stark bezweifle - beweist die Evolution vor allem eins : Er erledigt seinen Job miserabel. > Weshalb hat ID nach Deiner Meinung eher etwas mit Politik als > mit Biologie zu tun und weshalb ist dies bei der > Evolutionstheorie anders? > Woher hast Du die Sichtweise, dass ID auch im > Religionsunterricht entbehrlich sei? > Woraus schließt Du, dass die Anhänger der Evolutionstheorie > für sich Rechte in Anspruch nehmen dürfen, die so Anhängern > von ID nicht zugestanden werden? All das habe ich soeben beantwortet. Wäre es nicht sinnvoll, wenn man sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit brennenderen Dingen beschäftigt, als mit dem vorsinntflutlichen Mumpitz irgendwelcher Kreationisten ? In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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