kleinbibo schrieb:
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> Spoonman schrieb:
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> > gewissermaßen Chefredakteur der Sendung. Wer hat
> > die Filmfälle ausgesucht, wenn nicht Zimmermann?
> > Das wird ja weder der ZDF-Intendant noch der
> > Leiter des BKA entschieden haben.
>
> Nun, Verbrechensaufklärung ist eine hoheitliche
> Aufgabe, da wird doch wohl das LKA oder wer da
> auch immer zuständig war, das letzte Wort haben.
> In der Praxis wird man sich sicher einvernehmlich
> geeinigt haben.
Ein LKA (von welchem Bundesland?) soll redaktionelle Entscheidungen beim ZDF treffen oder getroffen haben? Davon hab ich noch nie was gehört.
> Viel interessanter wäre sowieso gewesen, wie XY
> zustande gekommen ist. War es nur Zimmermanns
> Initiative oder wäre es vielleicht auch ohne ihn
> gekommen. Wie umstritten war es am Anfang
> wirklich. Wie aufwendig war die Vorbereitung, hat
> das mit den Filmfällen von vornherein so
> geklappt, wie man es sich vorgestellt hat ... .
Hier sind ein paar SPIEGEL-Artikel aus den Anfangsjahren.
[
www.spiegel.de] vom 06.08. 1967, also zweieinhalb Monate vor der ersten Sendung:
Die Straftaten verfolgt Zimmermann nach Unterlagen der Polizeibehörden, denen jährlich rund eine Million Fälle ungeklärt davonschwimmen. Die trockenen Protokolle freilich schrieb Zimmermann zu knappen Thrillern (Sendezeit: je 15 Minuten) um. ZDF-Abteilungsleiter Karlheins Müller-Ruzika: »Wir machen natürlich richtig auf Kintopp, mit klirrenden Glasscheiben, Martinshorn und so.«
Jeder Kurz-Krimi soll einen Einzelfall mit Hilfe von Originalrequisiten wirklichkeitsgetreu rekonstruieren. Zimmermann will Fundstücke vom Tatort zeigen, Fahndungsphotos und Handschriftenproben vorweisen, Personenbeschreibungen geben und Zeugen nennen.
Den Schluß des Films machen jedoch die Zuschauer -- so glaubt Zimmermann. Denn der optimistische Autor erhofft sich »möglichst noch während der Sendung« eine fernmündliche Identifikation des Täters. [...]
»Für jeden Fall, den wir aufklären«, verspricht der TV-Fahnder, »versuchen wir beim zuständigen Staatsanwalt eine Belohnung lockerzumachen.« Den Lohn wollen die Fernseh-Leute nicht zu hoch hängen. Müller-Ruzika: »Wir suchen uns natürlich nicht die hoffnungslosesten Sachen aus.«
[
www.spiegel.de] vom 19.11.1967, kurz vor der 2. Folge:
»Was ich da mache«, sagt Fernseh-Autor Eduard Zimmermann, 38, »hat es noch nie gegeben.«
Doch das ist eine Täuschung -- Zimmermanns von ihm selbst als »Novum« deklarierte und von der Münchner »Abendzeitung« als »Fernsehsensation des Jahres« verbuchte ZDF-Serie »Aktenzeichen XY ... ungelöst« hatte schon mehrere Vor-Spiele.
Zimmermann präsentiert seit dem 20. Oktober wirkliche Kriminalfälle als Thriller, um sie mit Zuschauerhilfe aufzuklären (SPIEGEL 33/1967) -- die zweite Folge wird am kommenden Freitag gezeigt. Aber schon vor Jahren hatte der Wiener Funkjournalist Peter Schier-Gribowsky in gleicher Weise Polizeiakten zu kurzweiligen Krimis aufbereitet.
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www.spiegel.de]
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www.spiegel.de]
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www.spiegel.de]
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www.spiegel.de]
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www.spiegel.de] vom 20.01.1974:
Für seinen Suchdienst kassiert der Zivilfahnder seit 1967 jährlich rund 100 000 Mark Autorenhonorar und eine Selbstkostenpauschale von 300 000 Mark. Rund 10 000 Mark pro Folge bringt ihm sein zweites ZDF-Serial »Vorsicht, Falle!« ein. Im 14-Tage-Rhythmus veröffentlicht Zimmermann überdies Kriminalkolumnen in 15 deutschen Provinzzeitungen; außerdem wärmt er für eine reißerische Serie in der »Neuen Revue« ("Eduard Zimmermann packt aus") Mord- und Totschlagfälle aus »XY« (für 4000 Mark pro Woche) noch einmal auf.
[
www.spiegel.de]
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www.spiegel.de] vom 09.03.1975:
TV-Polizist Eduard Zimmermann, der infolge gesunkener Einschalt- und Aufklärungsquoten noch kummervoller als früher aus der Röhre blickt, bat nun auch Finanzärger im ZDF. Die seit einem Jahr für seine Gangster-Hatz »Aktenzeichen XY ... ungelöst« zuständige Hauptabteilung Dokumentarspiel wirft ihm leichtfertigen Umgang mit Etatmitteln vor. Schon in den Jahren 1970 bis 1973 hatte »Ganoven-Ede« (ZDF-Jargon) sein Budget um rund 1,33 Millionen Mark überzogen. Die eingespielten Filmteile seiner Sendung kosten dieses Jahr etwa 10 000 Mark pro Minute -- soviel wie sonst nur bei großen TV-Spielen und Serien. Würde so unwirtschaftlich weiterproduziert, ergäbe sich für die zehn Sendungen 1975 abermals ein Fehlbetrag von 1,18 Millionen Mark. Daher regt die Produktionsleitung derzeit an, Zimmermann aus dem Auftragsverhältnis zu entlassen: Er soll »Aktenzeichen XY« innerhalb eines festgesetzten Budgetrahmens künftig selbst produzieren.