Re: Markus Lanz: Thema Rassismus
geschrieben von:
Sveta, 05.06.20 14:10 |
Rassismus habe ich bewußt bisher nur in Deutschland erlebt und meistens in Form von dummen Sprüchen oder Anmachen. Unter meinen Freundinnen in der Teeniezeit waren eine mit vietnamesischen Wurzeln und zwei mit einem schwarzen Elternteil. Da kamen dann schonmal Sprüche wie: "Pass auf das es nicht abfärbt." oder "Oh, hat es gebrannt?". Das krasseste was ich erlebt habe war bei der Frage nach einem Ferienjob im Tierheim. Mich wollten sie nehmen, meine asiatisch aussehende Freundin nicht: "Sonst müssen wir jeden Tag die Hunde zählen, ha ha ha". Da bleibt man irgendwie hilflos zurück. Versucht man sich zu beschweren oder auch nur darauf aufmerksam zu machen, wird es als "Frozelei" oder "Scherz" abgetan, "sie solle sich nicht so haben".
Ich selbst habe diese Art "Scherze" dann am eigenen Leib erlebt als ich endgültig in den Westen gezogen bin. Ich habe zwar nur 10 Jahre als Kind in der DDR gelebt, aber einmal Ossi - immer Ossi. "Hier musst du aber richtig arbeiten" war noch das harmloseste. Da gab es "Glückwünsche" wenn man einen Kaffee aus dem Automaten gezogen hatte: "Na, geschafft? Ihr kennt ja so etwas gar nicht." oder Mehrarbeit wenn Freitags die richtig krassen fleissigen Westangestellten ins Wochenende gingen und die beiden Ossis den Rest der Arbeit allein machen mussten "Weil die das noch lernen müssen". Und bei Fehlern wird man grundsätzlich darauf hingewiesen das "wir hier nicht in der DDR sind". Das ist zwar kein Rassismus da ich weis bin, geht aber in die gleiche Richtung der Abwertung aus völlig unrelevanten herkunftsbezogenen Gründen.
Natürlich ist das alles nicht zu vergleichen mit Diskriminierungen und Gewalt die Farbige erleiden müssen, aber die kleinen ungerechten "Nebensächlichkeiten" zeigen wie sehr Rassismus auch bei uns gesellschaftlich verwurzelt ist. Und wir werden das nicht mit einigen Aktionen verändern, das dauert Jahrzehnte Erziehung vom Kindesalter an und vor allem müssen die groben sozialen Ungleichheiten beseitigt werden. Solange es in der Gesellschaft eine herkunftsbedingte Hierarchie gibt, werden immer Menschen glauben sich wegen äußerlicher Umstände über andere Menschen stellen zu dürfen.