|
Re: Alternativen: tape.tv und gotv
In solchen Gegenden beklagt sich oftmals schon keiner mehr. Um den Status Quo zu bemängeln, müsste man ja reale Vergleichsmöglichkeiten haben. Die 'Ghettoisierung' mancher Stadtteile sorgt dafür, dass man normale Lebenswege bestenfalls aus dem Fernsehen kennt. In Kindergarten und Schule bleibt man sehr oft weitestgehend unter seinesgleichen. Wenn man da keinen besonders engagierten Eltern, Lehrern oder Sozialpädagogen über den Weg läuft, kommt man unter die Räder.
Ich will nicht sagen, dass es unmöglich ist, aus den Mechanismen in solchen Problemvierteln auszubrechen. Aber während in 'normalen' Vierteln Kinder Musikunterricht genießen, und zur Reitschule oder in den Sportverein geschickt werden, lernt man in solchen Vierteln eher das gepflegte Abhängen, hat vielleicht noch Zugang zu Jugendzentren, deren Angebot durch schrumpfende Budgets immer schmaler wird, oder gar nicht mehr existiert. Auf der einen Seite des Zauns macht man den Autoführerschein, auf der anderen Seite lernt man, wie Auto- und Fahrradschlösser knackt. Während die eine Seite sich irgendwann mit in etwa gleichaltrigen Zeitgenossen austauscht, die als Au-Pair in Paris waren, oder zum Auslandsstudium in Amsterdam, lernt man in Problemvierteln Murat kennen, der ein halbes Jahr die JVA von innen genau studieren durfte, oder Kevin, dessen letzter Besuch in Amsterdam rein geschäftlich war, weil er ein paar Europlatten über die Grenze mitgebracht hatte. So ist das eben. Das sind halt andere Lebenswirklichkeiten, unter denen es ungleich schwieriger ist, positive Perspektiven zu entwickeln. Meiner Meinung nach hätte man zum Ende des letzten Jahrtausend in dieser Hinsicht noch das Ruder herumreißen können in Deutschland. Heute halte ich den Zug leider für im Wesentlichen abgefahren. Die Entwicklungen der letzten zehn Jahre haben für mich jedenfalls die Verhältnisse zementiert. Die Generationen, die grob von 1995 bis heute in diesem Land unter solchen Bedingungen groß geworden sind, sind eigentlich auch nicht mehr zu retten. Das mag zwar alles sehr pessimistisch klingen, aber ich bin schon der Auffassung, dass es politisch fast schon Partei übergreifend gewollt ist, dass ein Großteil der Menschen in solchen Vierteln als einzige Zukunftsperspektive sich darauf einrichten, vom Hartz-IV-Empfänger bestenfalls zum Hartz-IV-Aufstocker aufzusteigen. Das 'Psychogramm' dieser Generation gibt es hier: [www.youtube.com] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|