Da hätte ich von jemandem in deinem Alter schon ein tieferes Verständnis erwartet.
Hip Hop und Rap waren vielleicht teilweise einmal die Musik der mittelständischen Vorstadtkids, aber heute trifft das nur noch bedingt zu.
Ich halte jedenfalls Hip Hop und Rap in Deutschland für einen Ausdruck dessen, was in deutschen Großstädten geschmacksprägend ist. Da soll mir auch keiner erzählen, in Deutschland gäbe es keine Ghettos. Gemessen an Bangladesch ist das sicherlich richtig, aber die Schieflage in unseren Metropolen lässt sich trotzdem nicht leugnen. Da ist es kein Wunder, dass sich das auch in der hiesigen Musikszene wiederspiegeln muss. Dagegen geht es in Österreich, mit seinen etwas über 8 Mio. Einwohnern noch vergleichsweise beschaulich zu. Auch wenn sich im Großraum Wien fast 2,4 Mio. Menschen konzentrieren, kann man die Lebensverhältnisse nicht einmal ansatzweise mit der Schieflage vergleichen, die ich in deutschen Großstädten kennengelernt habe.
In den 90ern hätte ich das noch geglaubt, heute nicht mehr. Die Typen, die in Deutschland teilweise 'Rap für die Straße' machen, sind vielleicht ein Abziehbild, aber leider sehr oft von den gelebten Wirklichkeiten gar nicht so weit entfernt. Es gibt Gegenden in deutschen Großstädten, die den Ghettos in London oder New York in nichts nachstehen, außer vielleicht dem Grad der Bewaffnung.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die vorherrschende Rap-Musik ein Ausdruck des Umstands ist, dass sich die kulturelle Identität der Hörer mittlerweile von der der 'Mittelstandsrocker' unterscheidet. So weit sind wir schon.